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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

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I. Die functionelle Anpassung.
speciellere Problem der successiven chemischen Aen-
derung im Ei, der chemischen Entwickelung des
Eies,
aus welchem sich dann die successive formale Entwicke-
lung nach dem ersten Principe von selber ableitet.

Das Zeitliche der Vererbung ist noch mit einem
Blicke zu berücksichtigen; zwar nicht in der Hoffnung, dass
vielleicht die primären, direct vererbbaren Charaktere erkenn-
bar früher auftreten sollten, als die von ihnen erst in Abhän-
gigkeit entstehenden secundären, denn die Fühlung in allem
Organischen ist eine sehr feine und das Primäre ist dem Secun-
dären meist nur um ein Zeit- und Raumdifferential voraus, so
dass sie für unsere Blicke leider fast immer als gleichzeitig
erscheinen und die Feststellung eines causalen Zusammenhan-
ges blos experimentell durch Aenderungen einer Componente
erforscht werden kann. Nicht also in solcher Hoffnung geden-
ken wir am Schlusse dieses für seinen nothwendig dürftigen
Inhalt überflüssig langen Capitels der zeitlichen Verhältnisse
der Vererbung, sondern um für die Vererbung erworbener Eigen-
schaften eine gerechtere Beurtheilung zu erwirken.

Wer als vererbte eigentlich blos die angeborenen Charak-
tere betrachtete, konnte natürlich functionell erworbene Anpas-
sungen der Eltern nicht als vererbbar constatiren; denn es trat
allerdings nicht ein, dass die im zwanzigsten Lebensjahre des
Vaters erworbenen Eigenschaften sogleich bis in die embryo-
nale Zeit zurückrückten. Bekanntlich findet dieses Zurück-
rücken erworbener Eigenschaften ins Embryonalleben nur sehr
langsam statt, und es ist daher selbstverständlich, dass die erst
im höheren Alter erworbenen Eigenschaften auch nur wenig
früher durch Vererbung bei den Nachkommen auftreten werden,
wie es selbstverständlich ist, dass die embryonal erworbenen
Variationen auch gleich wieder im Embryonalleben der Nach-
kommen zum Vorschein kommen. In Folge dieses langsamen

I. Die functionelle Anpassung.
speciellere Problem der successiven chemischen Aen-
derung im Ei, der chemischen Entwickelung des
Eies,
aus welchem sich dann die successive formale Entwicke-
lung nach dem ersten Principe von selber ableitet.

Das Zeitliche der Vererbung ist noch mit einem
Blicke zu berücksichtigen; zwar nicht in der Hoffnung, dass
vielleicht die primären, direct vererbbaren Charaktere erkenn-
bar früher auftreten sollten, als die von ihnen erst in Abhän-
gigkeit entstehenden secundären, denn die Fühlung in allem
Organischen ist eine sehr feine und das Primäre ist dem Secun-
dären meist nur um ein Zeit- und Raumdifferential voraus, so
dass sie für unsere Blicke leider fast immer als gleichzeitig
erscheinen und die Feststellung eines causalen Zusammenhan-
ges blos experimentell durch Aenderungen einer Componente
erforscht werden kann. Nicht also in solcher Hoffnung geden-
ken wir am Schlusse dieses für seinen nothwendig dürftigen
Inhalt überflüssig langen Capitels der zeitlichen Verhältnisse
der Vererbung, sondern um für die Vererbung erworbener Eigen-
schaften eine gerechtere Beurtheilung zu erwirken.

Wer als vererbte eigentlich blos die angeborenen Charak-
tere betrachtete, konnte natürlich functionell erworbene Anpas-
sungen der Eltern nicht als vererbbar constatiren; denn es trat
allerdings nicht ein, dass die im zwanzigsten Lebensjahre des
Vaters erworbenen Eigenschaften sogleich bis in die embryo-
nale Zeit zurückrückten. Bekanntlich findet dieses Zurück-
rücken erworbener Eigenschaften ins Embryonalleben nur sehr
langsam statt, und es ist daher selbstverständlich, dass die erst
im höheren Alter erworbenen Eigenschaften auch nur wenig
früher durch Vererbung bei den Nachkommen auftreten werden,
wie es selbstverständlich ist, dass die embryonal erworbenen
Variationen auch gleich wieder im Embryonalleben der Nach-
kommen zum Vorschein kommen. In Folge dieses langsamen

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[62/0076] I. Die functionelle Anpassung. speciellere Problem der successiven chemischen Aen- derung im Ei, der chemischen Entwickelung des Eies, aus welchem sich dann die successive formale Entwicke- lung nach dem ersten Principe von selber ableitet. Das Zeitliche der Vererbung ist noch mit einem Blicke zu berücksichtigen; zwar nicht in der Hoffnung, dass vielleicht die primären, direct vererbbaren Charaktere erkenn- bar früher auftreten sollten, als die von ihnen erst in Abhän- gigkeit entstehenden secundären, denn die Fühlung in allem Organischen ist eine sehr feine und das Primäre ist dem Secun- dären meist nur um ein Zeit- und Raumdifferential voraus, so dass sie für unsere Blicke leider fast immer als gleichzeitig erscheinen und die Feststellung eines causalen Zusammenhan- ges blos experimentell durch Aenderungen einer Componente erforscht werden kann. Nicht also in solcher Hoffnung geden- ken wir am Schlusse dieses für seinen nothwendig dürftigen Inhalt überflüssig langen Capitels der zeitlichen Verhältnisse der Vererbung, sondern um für die Vererbung erworbener Eigen- schaften eine gerechtere Beurtheilung zu erwirken. Wer als vererbte eigentlich blos die angeborenen Charak- tere betrachtete, konnte natürlich functionell erworbene Anpas- sungen der Eltern nicht als vererbbar constatiren; denn es trat allerdings nicht ein, dass die im zwanzigsten Lebensjahre des Vaters erworbenen Eigenschaften sogleich bis in die embryo- nale Zeit zurückrückten. Bekanntlich findet dieses Zurück- rücken erworbener Eigenschaften ins Embryonalleben nur sehr langsam statt, und es ist daher selbstverständlich, dass die erst im höheren Alter erworbenen Eigenschaften auch nur wenig früher durch Vererbung bei den Nachkommen auftreten werden, wie es selbstverständlich ist, dass die embryonal erworbenen Variationen auch gleich wieder im Embryonalleben der Nach- kommen zum Vorschein kommen. In Folge dieses langsamen

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Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/76>, abgerufen am 28.11.2024.