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Rubens, Heinrich: Gedächtnisrede auf Friedrich Kohlrausch. Berlin, 1910.

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RUBENS:

von Kohlrausch geschaffenen Werks tritt uns in diesem Buche besonders
klar vor Augen.


Der Einfluß, welchen Kohlrausch auf unsere Wissenschaft ausgeübt
hat, ist jedoch keineswegs auf seine Forschertätigkeit beschränkt geblieben.
Als Lehrer gehört er zu den großen Reformatoren, denen wir die Durch-
bildung des modernen physikalischen Laboratoriumsunterrichts verdanken.
Hierzu haben nicht nur die von ihm selbst abgehaltenen Vorlesungen und
Übungen, sondern in erster Linie sein klassisches Lehrbuch der praktischen
Physik beigetragen.


Als Kohlrausch in Göttingen die ersten praktischen Übungen ab-
hielt, waren die Anfänge eines systematischen physikalischen Laboratoriums-
unterrichts wohl nur bei Magnus in Berlin und bei Neumann in Königs-
berg vorhanden. Erwiesen sich schon die Apparatensammlungen der meisten
physikalischen Kabinette für die Zwecke physikalischer Übungen als unzu-
reichend, so war dies doch in noch viel höherem Grade von den vorhandenen
Lehrbüchern zu behaupten. Bei der Lösung der meisten Aufgaben war der
Praktikant genötigt, sich die erforderlichen praktischen Anweisungen aus
den Originalabhandlungen zusammenzusuchen. Diese Schwierigkeit hatte
Kohlrausch dazu veranlaßt, eine kleine Aufgabensammlung mit kurzen
theoretischen und praktischen Erörterungen für den speziellen Gebrauch
der unter seiner Leitung arbeitenden Praktikanten zusammenzustellen. Erst
viel später entschloß er sich dazu, auf den Rat seines Lehrers Wilhelm
Weber, dieses Werk unter dem Titel eines Leitfadens der praktischen
Physik der Öffentlichkeit zu übergeben. Seit dieser Zeit ist mehr als ein
Menschenalter vergangen. In elf Auflagen hat dieses in seiner Art einzig
dastehende Werk auf die Entwicklung der Physik hervorragenden Einfluß
ausgeübt. Daß es dabei im Laufe der Zeit, den Fortschritten der Wissen-
schaft folgend, an Inhalt und auch an Umfang zunehmen mußte, war
unvermeidlich. Aus dem "Leitfaden" ist ein stattliches "Lehrbuch" ge-
worden. Aber Kohlrausch hat es meisterhaft verstanden, trotz des be-
deutend erweiterten Inhalts den Umfang des Lehrbuchs in mäßigen Grenzen
zu halten.


Einen wie großen Teil seiner Lebensarbeit Kohlrausch auf die wissen-
schaftliche Durcharbeitung seines Lehrbuchs verwendet hat, geht am besten
aus seinen eigenen Worten hervor, mit welchen er die Vorrede zu der
letzten, in diesem Jahre erschienenen Auflage beginnt. Diese Worte lauten:


RUBENS:

von Kohlrausch geschaffenen Werks tritt uns in diesem Buche besonders
klar vor Augen.


Der Einfluß, welchen Kohlrausch auf unsere Wissenschaft ausgeübt
hat, ist jedoch keineswegs auf seine Forschertätigkeit beschränkt geblieben.
Als Lehrer gehört er zu den großen Reformatoren, denen wir die Durch-
bildung des modernen physikalischen Laboratoriumsunterrichts verdanken.
Hierzu haben nicht nur die von ihm selbst abgehaltenen Vorlesungen und
Übungen, sondern in erster Linie sein klassisches Lehrbuch der praktischen
Physik beigetragen.


Als Kohlrausch in Göttingen die ersten praktischen Übungen ab-
hielt, waren die Anfänge eines systematischen physikalischen Laboratoriums-
unterrichts wohl nur bei Magnus in Berlin und bei Neumann in Königs-
berg vorhanden. Erwiesen sich schon die Apparatensammlungen der meisten
physikalischen Kabinette für die Zwecke physikalischer Übungen als unzu-
reichend, so war dies doch in noch viel höherem Grade von den vorhandenen
Lehrbüchern zu behaupten. Bei der Lösung der meisten Aufgaben war der
Praktikant genötigt, sich die erforderlichen praktischen Anweisungen aus
den Originalabhandlungen zusammenzusuchen. Diese Schwierigkeit hatte
Kohlrausch dazu veranlaßt, eine kleine Aufgabensammlung mit kurzen
theoretischen und praktischen Erörterungen für den speziellen Gebrauch
der unter seiner Leitung arbeitenden Praktikanten zusammenzustellen. Erst
viel später entschloß er sich dazu, auf den Rat seines Lehrers Wilhelm
Weber, dieses Werk unter dem Titel eines Leitfadens der praktischen
Physik der Öffentlichkeit zu übergeben. Seit dieser Zeit ist mehr als ein
Menschenalter vergangen. In elf Auflagen hat dieses in seiner Art einzig
dastehende Werk auf die Entwicklung der Physik hervorragenden Einfluß
ausgeübt. Daß es dabei im Laufe der Zeit, den Fortschritten der Wissen-
schaft folgend, an Inhalt und auch an Umfang zunehmen mußte, war
unvermeidlich. Aus dem »Leitfaden« ist ein stattliches »Lehrbuch« ge-
worden. Aber Kohlrausch hat es meisterhaft verstanden, trotz des be-
deutend erweiterten Inhalts den Umfang des Lehrbuchs in mäßigen Grenzen
zu halten.


Einen wie großen Teil seiner Lebensarbeit Kohlrausch auf die wissen-
schaftliche Durcharbeitung seines Lehrbuchs verwendet hat, geht am besten
aus seinen eigenen Worten hervor, mit welchen er die Vorrede zu der
letzten, in diesem Jahre erschienenen Auflage beginnt. Diese Worte lauten:

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[12/0012] 10 RUBENS: von Kohlrausch geschaffenen Werks tritt uns in diesem Buche besonders klar vor Augen. Der Einfluß, welchen Kohlrausch auf unsere Wissenschaft ausgeübt hat, ist jedoch keineswegs auf seine Forschertätigkeit beschränkt geblieben. Als Lehrer gehört er zu den großen Reformatoren, denen wir die Durch- bildung des modernen physikalischen Laboratoriumsunterrichts verdanken. Hierzu haben nicht nur die von ihm selbst abgehaltenen Vorlesungen und Übungen, sondern in erster Linie sein klassisches Lehrbuch der praktischen Physik beigetragen. Als Kohlrausch in Göttingen die ersten praktischen Übungen ab- hielt, waren die Anfänge eines systematischen physikalischen Laboratoriums- unterrichts wohl nur bei Magnus in Berlin und bei Neumann in Königs- berg vorhanden. Erwiesen sich schon die Apparatensammlungen der meisten physikalischen Kabinette für die Zwecke physikalischer Übungen als unzu- reichend, so war dies doch in noch viel höherem Grade von den vorhandenen Lehrbüchern zu behaupten. Bei der Lösung der meisten Aufgaben war der Praktikant genötigt, sich die erforderlichen praktischen Anweisungen aus den Originalabhandlungen zusammenzusuchen. Diese Schwierigkeit hatte Kohlrausch dazu veranlaßt, eine kleine Aufgabensammlung mit kurzen theoretischen und praktischen Erörterungen für den speziellen Gebrauch der unter seiner Leitung arbeitenden Praktikanten zusammenzustellen. Erst viel später entschloß er sich dazu, auf den Rat seines Lehrers Wilhelm Weber, dieses Werk unter dem Titel eines Leitfadens der praktischen Physik der Öffentlichkeit zu übergeben. Seit dieser Zeit ist mehr als ein Menschenalter vergangen. In elf Auflagen hat dieses in seiner Art einzig dastehende Werk auf die Entwicklung der Physik hervorragenden Einfluß ausgeübt. Daß es dabei im Laufe der Zeit, den Fortschritten der Wissen- schaft folgend, an Inhalt und auch an Umfang zunehmen mußte, war unvermeidlich. Aus dem »Leitfaden« ist ein stattliches »Lehrbuch« ge- worden. Aber Kohlrausch hat es meisterhaft verstanden, trotz des be- deutend erweiterten Inhalts den Umfang des Lehrbuchs in mäßigen Grenzen zu halten. Einen wie großen Teil seiner Lebensarbeit Kohlrausch auf die wissen- schaftliche Durcharbeitung seines Lehrbuchs verwendet hat, geht am besten aus seinen eigenen Worten hervor, mit welchen er die Vorrede zu der letzten, in diesem Jahre erschienenen Auflage beginnt. Diese Worte lauten:

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Zitationshilfe: Rubens, Heinrich: Gedächtnisrede auf Friedrich Kohlrausch. Berlin, 1910, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rubens_kohlrausch_1910/12>, abgerufen am 23.11.2024.