Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

sie diese Zeilen lesen, ohne daß sie ihre Namen
hier sehen.

Sollten diese Anleitungen für den gewiß sehr
achtbaren Mittelstand dadurch unbrauchbar wer-
den, daß die bürgerliche Stufe der Familie, welche
in diesem Gemälde erscheint, ein wenig hoch, und
ihr Vermögenszustand etwas über die gewöhnliche
Wohlhabenheit angenommen ist? Jch hoffe nicht.
Jrgend ein Stand mußte doch angenommen werden.

Jndessen ließe sich in einem zweiten Erziehungs-
gemälde ein anderer Standpunkt nehmen, und von
diesem aus zeigen, wie eine minder begüterte Fa-
milie ihre Kinder am zweckmäßigsten für ein wür-
diges glückliches oder doch zufriedenes Leben aus-
bilden möge. Diese zweite Schrift würde also
solchen Müttern zugeeignet, welchen die höhere
Lebensweise und die Wohlhabenheit der handeln-
den Personen in gegenwärtigen Briefen ein Hin-
derniß ihrer Anwendbarkeit scheint. Obwohl der

ſie dieſe Zeilen leſen, ohne daß ſie ihre Namen
hier ſehen.

Sollten dieſe Anleitungen für den gewiß ſehr
achtbaren Mittelſtand dadurch unbrauchbar wer-
den, daß die bürgerliche Stufe der Familie, welche
in dieſem Gemälde erſcheint, ein wenig hoch, und
ihr Vermögenszuſtand etwas über die gewöhnliche
Wohlhabenheit angenommen iſt? Jch hoffe nicht.
Jrgend ein Stand mußte doch angenommen werden.

Jndeſſen ließe ſich in einem zweiten Erziehungs-
gemälde ein anderer Standpunkt nehmen, und von
dieſem aus zeigen, wie eine minder begüterte Fa-
milie ihre Kinder am zweckmäßigſten für ein wür-
diges glückliches oder doch zufriedenes Leben aus-
bilden möge. Dieſe zweite Schrift würde alſo
ſolchen Müttern zugeeignet, welchen die höhere
Lebensweiſe und die Wohlhabenheit der handeln-
den Perſonen in gegenwärtigen Briefen ein Hin-
derniß ihrer Anwendbarkeit ſcheint. Obwohl der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="preface" n="1">
        <p><pb facs="#f0011" n="5"/>
&#x017F;ie die&#x017F;e Zeilen le&#x017F;en, ohne daß &#x017F;ie ihre Namen<lb/>
hier &#x017F;ehen.</p><lb/>
        <p>Sollten die&#x017F;e Anleitungen für den gewiß &#x017F;ehr<lb/>
achtbaren Mittel&#x017F;tand dadurch unbrauchbar wer-<lb/>
den, daß die bürgerliche Stufe der Familie, welche<lb/>
in die&#x017F;em Gemälde er&#x017F;cheint, ein wenig hoch, und<lb/>
ihr Vermögenszu&#x017F;tand etwas über die gewöhnliche<lb/>
Wohlhabenheit angenommen i&#x017F;t? Jch hoffe nicht.<lb/>
Jrgend ein Stand mußte doch angenommen werden.</p><lb/>
        <p>Jnde&#x017F;&#x017F;en ließe &#x017F;ich in einem zweiten Erziehungs-<lb/>
gemälde ein anderer Standpunkt nehmen, und von<lb/>
die&#x017F;em aus zeigen, wie eine minder begüterte Fa-<lb/>
milie ihre Kinder am zweckmäßig&#x017F;ten für ein wür-<lb/>
diges glückliches oder doch zufriedenes Leben aus-<lb/>
bilden möge. Die&#x017F;e zweite Schrift würde al&#x017F;o<lb/>
&#x017F;olchen Müttern zugeeignet, welchen die höhere<lb/>
Lebenswei&#x017F;e und die Wohlhabenheit der handeln-<lb/>
den Per&#x017F;onen in gegenwärtigen Briefen ein Hin-<lb/>
derniß ihrer Anwendbarkeit &#x017F;cheint. Obwohl der<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0011] ſie dieſe Zeilen leſen, ohne daß ſie ihre Namen hier ſehen. Sollten dieſe Anleitungen für den gewiß ſehr achtbaren Mittelſtand dadurch unbrauchbar wer- den, daß die bürgerliche Stufe der Familie, welche in dieſem Gemälde erſcheint, ein wenig hoch, und ihr Vermögenszuſtand etwas über die gewöhnliche Wohlhabenheit angenommen iſt? Jch hoffe nicht. Jrgend ein Stand mußte doch angenommen werden. Jndeſſen ließe ſich in einem zweiten Erziehungs- gemälde ein anderer Standpunkt nehmen, und von dieſem aus zeigen, wie eine minder begüterte Fa- milie ihre Kinder am zweckmäßigſten für ein wür- diges glückliches oder doch zufriedenes Leben aus- bilden möge. Dieſe zweite Schrift würde alſo ſolchen Müttern zugeeignet, welchen die höhere Lebensweiſe und die Wohlhabenheit der handeln- den Perſonen in gegenwärtigen Briefen ein Hin- derniß ihrer Anwendbarkeit ſcheint. Obwohl der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/11
Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/11>, abgerufen am 21.11.2024.