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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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ihrer bedürfen. Es muß sehr hart seyn, sich von
solchen Kindern zu trennen. Richte es auch ja so
ein, daß wir zu gleicher Zeit von Deinem Gute
abreisen. Wir wenigstens weichen nicht, so lange
Du noch da bist. Zu Mathildens Aufnahme ist
hier alles vorbereitet. Zwei traurig schöne Wo-
chen sehen wir vor uns.



Siebzehnter Brief.

Ueberstanden, meine Emma, ist die so sehr ge-
fürchtete Trennung. Wir sind glücklich hier in L.
angekommen, und Du arme verwais'te Mutter
wirst Deutschlands Gränzen wohl schon erreicht ha-
ben, indem ich diese ersten Zeilen des Trostes für
Dich schreibe. Des Trostes! -- als ob ich dessen
nicht selbst bedürftig genug wäre!

Was hilft es mir, daß ich mit Deinen kostba-
ren Schätzen davon zog, nahm ich nicht auch das
Gefühl mit mir, daß nun Dein Herz so ganz ver-
armt sey? und mußt' ich mich nicht von einer



ihrer bedürfen. Es muß ſehr hart ſeyn, ſich von
ſolchen Kindern zu trennen. Richte es auch ja ſo
ein, daß wir zu gleicher Zeit von Deinem Gute
abreiſen. Wir wenigſtens weichen nicht, ſo lange
Du noch da biſt. Zu Mathildens Aufnahme iſt
hier alles vorbereitet. Zwei traurig ſchöne Wo-
chen ſehen wir vor uns.



Siebzehnter Brief.

Ueberſtanden, meine Emma, iſt die ſo ſehr ge-
fürchtete Trennung. Wir ſind glücklich hier in L.
angekommen, und Du arme verwaiſ’te Mutter
wirſt Deutſchlands Gränzen wohl ſchon erreicht ha-
ben, indem ich dieſe erſten Zeilen des Troſtes für
Dich ſchreibe. Des Troſtes! — als ob ich deſſen
nicht ſelbſt bedürftig genug wäre!

Was hilft es mir, daß ich mit Deinen koſtba-
ren Schätzen davon zog, nahm ich nicht auch das
Gefühl mit mir, daß nun Dein Herz ſo ganz ver-
armt ſey? und mußt’ ich mich nicht von einer

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[127/0141] ihrer bedürfen. Es muß ſehr hart ſeyn, ſich von ſolchen Kindern zu trennen. Richte es auch ja ſo ein, daß wir zu gleicher Zeit von Deinem Gute abreiſen. Wir wenigſtens weichen nicht, ſo lange Du noch da biſt. Zu Mathildens Aufnahme iſt hier alles vorbereitet. Zwei traurig ſchöne Wo- chen ſehen wir vor uns. Siebzehnter Brief. Ueberſtanden, meine Emma, iſt die ſo ſehr ge- fürchtete Trennung. Wir ſind glücklich hier in L. angekommen, und Du arme verwaiſ’te Mutter wirſt Deutſchlands Gränzen wohl ſchon erreicht ha- ben, indem ich dieſe erſten Zeilen des Troſtes für Dich ſchreibe. Des Troſtes! — als ob ich deſſen nicht ſelbſt bedürftig genug wäre! Was hilft es mir, daß ich mit Deinen koſtba- ren Schätzen davon zog, nahm ich nicht auch das Gefühl mit mir, daß nun Dein Herz ſo ganz ver- armt ſey? und mußt’ ich mich nicht von einer

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/141>, abgerufen am 21.11.2024.