Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

ten Leib recht abkasteiet hätte, und gewiß gewußt,
daß ich es nicht mehr thun könne, dann wäre ich
vielleicht wieder gekommen, vielleicht wäre ich auch
noch eher gestorben, und das wäre mir sehr gut
gewesen. Hier ist es doch nichts mehr für mich.

Jndem kam Jda gesprungen. O Paulchen!
liebes Paulchen! bist du wieder da? Wo bist du
denn gewesen? Und warum wolltest du nicht
kommen?

Paul. Ja, Fräulein Jda! ich bin wieder da;
aber ich will Abschied von Jhnen nehmen.

Jda. Abschied, lieber Paul? Wir reisen nicht
weg; oder willst du wegreisen? Bleibe bei uns;
ich weiß ja sonst nicht, wozu ich mich alle Sam-
stage freuen soll.

Paul. Fräulein Jda, ich darf Sie nicht mehr
sehen, und darf Jhre Gabe nicht mehr anneh-
men. Gott wird Jhnen alles vergelten; aber ich
darf nichts mehr nehmen.

Jda. Was fehlt dir, Paul? Armer Paul,
sag', was fehlt dir?

ten Leib recht abkaſteiet hätte, und gewiß gewußt,
daß ich es nicht mehr thun könne, dann wäre ich
vielleicht wieder gekommen, vielleicht wäre ich auch
noch eher geſtorben, und das wäre mir ſehr gut
geweſen. Hier iſt es doch nichts mehr für mich.

Jndem kam Jda geſprungen. O Paulchen!
liebes Paulchen! biſt du wieder da? Wo biſt du
denn geweſen? Und warum wollteſt du nicht
kommen?

Paul. Ja, Fräulein Jda! ich bin wieder da;
aber ich will Abſchied von Jhnen nehmen.

Jda. Abſchied, lieber Paul? Wir reiſen nicht
weg; oder willſt du wegreiſen? Bleibe bei uns;
ich weiß ja ſonſt nicht, wozu ich mich alle Sam-
ſtage freuen ſoll.

Paul. Fräulein Jda, ich darf Sie nicht mehr
ſehen, und darf Jhre Gabe nicht mehr anneh-
men. Gott wird Jhnen alles vergelten; aber ich
darf nichts mehr nehmen.

Jda. Was fehlt dir, Paul? Armer Paul,
ſag’, was fehlt dir?

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0235" n="221"/>
ten Leib recht abka&#x017F;teiet hätte, und gewiß gewußt,<lb/>
daß ich es nicht mehr thun könne, dann wäre ich<lb/>
vielleicht wieder gekommen, vielleicht wäre ich auch<lb/>
noch eher ge&#x017F;torben, und das wäre mir &#x017F;ehr gut<lb/>
gewe&#x017F;en. Hier i&#x017F;t es doch nichts mehr für mich.</p><lb/>
          <p>Jndem kam Jda ge&#x017F;prungen. O Paulchen!<lb/>
liebes Paulchen! bi&#x017F;t du wieder da? Wo bi&#x017F;t du<lb/>
denn gewe&#x017F;en? Und warum wollte&#x017F;t du nicht<lb/>
kommen?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Paul</hi>. Ja, Fräulein Jda! ich bin wieder da;<lb/>
aber ich will Ab&#x017F;chied von Jhnen nehmen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Jda</hi>. Ab&#x017F;chied, lieber Paul? Wir rei&#x017F;en nicht<lb/>
weg; oder will&#x017F;t du wegrei&#x017F;en? Bleibe bei uns;<lb/>
ich weiß ja &#x017F;on&#x017F;t nicht, wozu ich mich alle Sam-<lb/>
&#x017F;tage freuen &#x017F;oll.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Paul</hi>. Fräulein Jda, ich darf Sie nicht mehr<lb/>
&#x017F;ehen, und darf Jhre Gabe nicht mehr anneh-<lb/>
men. Gott wird Jhnen alles vergelten; aber ich<lb/>
darf nichts mehr nehmen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Jda</hi>. Was fehlt dir, Paul? Armer Paul,<lb/>
&#x017F;ag&#x2019;, was fehlt dir?</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221/0235] ten Leib recht abkaſteiet hätte, und gewiß gewußt, daß ich es nicht mehr thun könne, dann wäre ich vielleicht wieder gekommen, vielleicht wäre ich auch noch eher geſtorben, und das wäre mir ſehr gut geweſen. Hier iſt es doch nichts mehr für mich. Jndem kam Jda geſprungen. O Paulchen! liebes Paulchen! biſt du wieder da? Wo biſt du denn geweſen? Und warum wollteſt du nicht kommen? Paul. Ja, Fräulein Jda! ich bin wieder da; aber ich will Abſchied von Jhnen nehmen. Jda. Abſchied, lieber Paul? Wir reiſen nicht weg; oder willſt du wegreiſen? Bleibe bei uns; ich weiß ja ſonſt nicht, wozu ich mich alle Sam- ſtage freuen ſoll. Paul. Fräulein Jda, ich darf Sie nicht mehr ſehen, und darf Jhre Gabe nicht mehr anneh- men. Gott wird Jhnen alles vergelten; aber ich darf nichts mehr nehmen. Jda. Was fehlt dir, Paul? Armer Paul, ſag’, was fehlt dir?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/235
Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/235>, abgerufen am 21.11.2024.