Ferne hinaus, wenn es ihnen auch da, wo sie sind, noch so wohl wäre? Und warum ergrei- fen auch uns andere die vorüberfliegenden Töne eines Posthorns mit einem stillen Reiseweh?
O Du solltest uns nur sehen, wie wir uns zur großen Wanderung rüsten! wie geschäftig das Völklein zuträgt und ordnen hilft. Es ist ein ganz neuer Geist des Lebens über uns alle gekommen. Wer verheißt uns denn dort goldene Tage, die wir nicht hier auch hätten haben mögen! Was ent- zückt uns und hebt uns über uns selbst? -- Es ist die Hoffnung, die dunkele Ahnung noch unbe- kannter Freuden, noch neuer Gefühle, die den menschlichen Geist stärker beschwingt; sie ist es auch, die uns mit so mächtigen Zauberfäden von Zukunft zu Zukunft fortzieht bis in die unbe- greifliche Unendlichkeit hinaus.
Bald wird nun alles geordnet seyn, und dann gehet die ganze Caravanne voran, nach Süden.
Alle Kinder schreiben Dir noch. O wie wird
Ferne hinaus, wenn es ihnen auch da, wo ſie ſind, noch ſo wohl wäre? Und warum ergrei- fen auch uns andere die vorüberfliegenden Töne eines Poſthorns mit einem ſtillen Reiſeweh?
O Du ſollteſt uns nur ſehen, wie wir uns zur großen Wanderung rüſten! wie geſchäftig das Völklein zuträgt und ordnen hilft. Es iſt ein ganz neuer Geiſt des Lebens über uns alle gekommen. Wer verheißt uns denn dort goldene Tage, die wir nicht hier auch hätten haben mögen! Was ent- zückt uns und hebt uns über uns ſelbſt? — Es iſt die Hoffnung, die dunkele Ahnung noch unbe- kannter Freuden, noch neuer Gefühle, die den menſchlichen Geiſt ſtärker beſchwingt; ſie iſt es auch, die uns mit ſo mächtigen Zauberfäden von Zukunft zu Zukunft fortzieht bis in die unbe- greifliche Unendlichkeit hinaus.
Bald wird nun alles geordnet ſeyn, und dann gehet die ganze Caravanne voran, nach Süden.
Alle Kinder ſchreiben Dir noch. O wie wird
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Ferne hinaus, wenn es ihnen auch da, wo ſie
ſind, noch ſo wohl wäre? Und warum ergrei-
fen auch uns andere die vorüberfliegenden Töne
eines Poſthorns mit einem ſtillen Reiſeweh?
O Du ſollteſt uns nur ſehen, wie wir uns zur
großen Wanderung rüſten! wie geſchäftig das
Völklein zuträgt und ordnen hilft. Es iſt ein ganz
neuer Geiſt des Lebens über uns alle gekommen.
Wer verheißt uns denn dort goldene Tage, die wir
nicht hier auch hätten haben mögen! Was ent-
zückt uns und hebt uns über uns ſelbſt? — Es iſt
die Hoffnung, die dunkele Ahnung noch unbe-
kannter Freuden, noch neuer Gefühle, die den
menſchlichen Geiſt ſtärker beſchwingt; ſie iſt es
auch, die uns mit ſo mächtigen Zauberfäden von
Zukunft zu Zukunft fortzieht bis in die unbe-
greifliche Unendlichkeit hinaus.
Bald wird nun alles geordnet ſeyn, und dann
gehet die ganze Caravanne voran, nach Süden.
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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/140>, abgerufen am 21.11.2024.
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