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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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und von euch allen that mir schmerzlich weh, auch
dem, der neben mir im Wagen saß, ging es nahe,
das konnte man sehen. Wir fuhren eine halbe
Stunde lang ganz still ohne ein Wort zu sagen.
Da erwachte endlich Seraphine und fragte sehnend
nach Dir und nach Jda und den andern. Jch
suchte sie zu besänftigen, aber sie weinte sehr als
ich ihr sagte: ihr wäret weit voraus, und wir wür-
den uns heute nicht sehen. Jch nahm sie auf mei-
nen Schooß und suchte ihr Deine Stelle so gut als
möglich zu ersetzen. Jch Deine Stelle? höre doch
die stolze Clare. Bruno saß ganz still neben mir,
und ward immer stiller; ich merkte es aber an der
Lisel, die gegenüber saß, daß er mich viel ansehen
mußte. -- Oft that er den Mund auf, wie zum
Sprechen, aber es versagte ihm immer. So fuh-
ren wir mehrere Stunden. Jch fing endlich an zu
plaudern, und brachte auch ihn hinein. Wir ka-
men jetzt nach Morgues, nach Rolle und dann nach
Nian, wo Mittag gehalten wurde. Die Lisel ging
zu ihren Verwandten, als sie uns das Nöthige
besorgt hatte. Wir hatten ein artig kleines Zim-
mer. Bruno trug Seraphine hinein, und gab sie



und von euch allen that mir ſchmerzlich weh, auch
dem, der neben mir im Wagen ſaß, ging es nahe,
das konnte man ſehen. Wir fuhren eine halbe
Stunde lang ganz ſtill ohne ein Wort zu ſagen.
Da erwachte endlich Seraphine und fragte ſehnend
nach Dir und nach Jda und den andern. Jch
ſuchte ſie zu beſänftigen, aber ſie weinte ſehr als
ich ihr ſagte: ihr wäret weit voraus, und wir wür-
den uns heute nicht ſehen. Jch nahm ſie auf mei-
nen Schooß und ſuchte ihr Deine Stelle ſo gut als
möglich zu erſetzen. Jch Deine Stelle? höre doch
die ſtolze Clare. Bruno ſaß ganz ſtill neben mir,
und ward immer ſtiller; ich merkte es aber an der
Liſel, die gegenüber ſaß, daß er mich viel anſehen
mußte. — Oft that er den Mund auf, wie zum
Sprechen, aber es verſagte ihm immer. So fuh-
ren wir mehrere Stunden. Jch fing endlich an zu
plaudern, und brachte auch ihn hinein. Wir ka-
men jetzt nach Morgues, nach Rolle und dann nach
Nian, wo Mittag gehalten wurde. Die Liſel ging
zu ihren Verwandten, als ſie uns das Nöthige
beſorgt hatte. Wir hatten ein artig kleines Zim-
mer. Bruno trug Seraphine hinein, und gab ſie

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[315/0323] und von euch allen that mir ſchmerzlich weh, auch dem, der neben mir im Wagen ſaß, ging es nahe, das konnte man ſehen. Wir fuhren eine halbe Stunde lang ganz ſtill ohne ein Wort zu ſagen. Da erwachte endlich Seraphine und fragte ſehnend nach Dir und nach Jda und den andern. Jch ſuchte ſie zu beſänftigen, aber ſie weinte ſehr als ich ihr ſagte: ihr wäret weit voraus, und wir wür- den uns heute nicht ſehen. Jch nahm ſie auf mei- nen Schooß und ſuchte ihr Deine Stelle ſo gut als möglich zu erſetzen. Jch Deine Stelle? höre doch die ſtolze Clare. Bruno ſaß ganz ſtill neben mir, und ward immer ſtiller; ich merkte es aber an der Liſel, die gegenüber ſaß, daß er mich viel anſehen mußte. — Oft that er den Mund auf, wie zum Sprechen, aber es verſagte ihm immer. So fuh- ren wir mehrere Stunden. Jch fing endlich an zu plaudern, und brachte auch ihn hinein. Wir ka- men jetzt nach Morgues, nach Rolle und dann nach Nian, wo Mittag gehalten wurde. Die Liſel ging zu ihren Verwandten, als ſie uns das Nöthige beſorgt hatte. Wir hatten ein artig kleines Zim- mer. Bruno trug Seraphine hinein, und gab ſie

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/323>, abgerufen am 24.11.2024.