Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.seligen Menschen der Reise? glücklicher können sie doch einmal nicht mehr werden. Stille Ruhe, damit sie ihres Glückes ganz froh werden, ist al- les, was sie bedürfen, und diese finden sie am besten in unserer jetzigen Heimath. Auch ist noch einer unter uns, dem im Jnnern das gewaltigste Verlangen tobt, den sein Magnet unwiderstehlich nach Genf hinzieht. Jetzt ist an kein Warten auf der Eltern Ankunft mehr zu gedenken. Die Schleusen sind aufgethan, die brausende Fluth bricht hindurch. Wenn wir nicht bald von Zürich abreisen, so müssen wir einem Deserteur nachsetzen. Woldemar will und kann nicht mehr warten. Dem Platov würde in der Fülle seiner Freude das Mentorliche Ermahnen zum Gedulden, zum Warten übel anstehen. Auch treibt er selbst mit aller Gewalt, seinen Woldemar ans Ziel zu bringen. Das brüderliche Verhältniß unter bei- den gehört zu den schönsten, so es auf Erden ge- ben kann. Wie Jda lieben würde, das ließ sich im vor- ſeligen Menſchen der Reiſe? glücklicher können ſie doch einmal nicht mehr werden. Stille Ruhe, damit ſie ihres Glückes ganz froh werden, iſt al- les, was ſie bedürfen, und dieſe finden ſie am beſten in unſerer jetzigen Heimath. Auch iſt noch einer unter uns, dem im Jnnern das gewaltigſte Verlangen tobt, den ſein Magnet unwiderſtehlich nach Genf hinzieht. Jetzt iſt an kein Warten auf der Eltern Ankunft mehr zu gedenken. Die Schleuſen ſind aufgethan, die brauſende Fluth bricht hindurch. Wenn wir nicht bald von Zürich abreiſen, ſo müſſen wir einem Deſerteur nachſetzen. Woldemar will und kann nicht mehr warten. Dem Platov würde in der Fülle ſeiner Freude das Mentorliche Ermahnen zum Gedulden, zum Warten übel anſtehen. Auch treibt er ſelbſt mit aller Gewalt, ſeinen Woldemar ans Ziel zu bringen. Das brüderliche Verhältniß unter bei- den gehört zu den ſchönſten, ſo es auf Erden ge- ben kann. Wie Jda lieben würde, das ließ ſich im vor- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0339" n="331"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> ſeligen Menſchen der Reiſe? glücklicher können ſie<lb/> doch einmal nicht mehr werden. Stille Ruhe,<lb/> damit ſie ihres Glückes ganz froh werden, iſt al-<lb/> les, was ſie bedürfen, und dieſe finden ſie am<lb/> beſten in unſerer jetzigen Heimath. Auch iſt noch<lb/> einer unter uns, dem im Jnnern das gewaltigſte<lb/> Verlangen tobt, den ſein Magnet unwiderſtehlich<lb/> nach Genf hinzieht. Jetzt iſt an kein Warten auf<lb/> der Eltern Ankunft mehr zu gedenken. Die<lb/> Schleuſen ſind aufgethan, die brauſende Fluth<lb/> bricht hindurch. Wenn wir nicht bald von<lb/> Zürich abreiſen, ſo müſſen wir einem Deſerteur<lb/> nachſetzen. Woldemar will und kann nicht mehr<lb/> warten. Dem Platov würde in der Fülle ſeiner<lb/> Freude das Mentorliche Ermahnen zum Gedulden,<lb/> zum Warten übel anſtehen. Auch treibt er ſelbſt<lb/> mit aller Gewalt, ſeinen Woldemar ans Ziel zu<lb/> bringen. Das brüderliche Verhältniß unter bei-<lb/> den gehört zu den ſchönſten, ſo es auf Erden ge-<lb/> ben kann.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Wie</hi> Jda lieben würde, das ließ ſich im vor-<lb/> aus beſtimmen. Die Liebe hat ganz ihren Cha-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [331/0339]
ſeligen Menſchen der Reiſe? glücklicher können ſie
doch einmal nicht mehr werden. Stille Ruhe,
damit ſie ihres Glückes ganz froh werden, iſt al-
les, was ſie bedürfen, und dieſe finden ſie am
beſten in unſerer jetzigen Heimath. Auch iſt noch
einer unter uns, dem im Jnnern das gewaltigſte
Verlangen tobt, den ſein Magnet unwiderſtehlich
nach Genf hinzieht. Jetzt iſt an kein Warten auf
der Eltern Ankunft mehr zu gedenken. Die
Schleuſen ſind aufgethan, die brauſende Fluth
bricht hindurch. Wenn wir nicht bald von
Zürich abreiſen, ſo müſſen wir einem Deſerteur
nachſetzen. Woldemar will und kann nicht mehr
warten. Dem Platov würde in der Fülle ſeiner
Freude das Mentorliche Ermahnen zum Gedulden,
zum Warten übel anſtehen. Auch treibt er ſelbſt
mit aller Gewalt, ſeinen Woldemar ans Ziel zu
bringen. Das brüderliche Verhältniß unter bei-
den gehört zu den ſchönſten, ſo es auf Erden ge-
ben kann.
Wie Jda lieben würde, das ließ ſich im vor-
aus beſtimmen. Die Liebe hat ganz ihren Cha-
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