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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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können; aber er war ja ohne mich so reich in sich
selbst, was konnte die arme Jda noch seinem We-
sen hinzuthun? -- "Oel in die Flamme seines
innern Lebens, die ohne Dich sich bald verzehrt
hätte," -- sagte Platov, der im Hereintreten
das letzte gehört was Jda gesprochen.

Seit den glücklichen vierzehn Tagen, da sich
ihr Schicksal so entschieden, beschäftigt Jda sich
in den meisten Stunden besonders Morgens ganz
wie zuvor, da wir zu Hause waren, oder auf der
Reise einen Stillstand machten, besonders setzt sie
das Zeichnen fort. Platov hat ihr für die Zu-
kunft eine Reise mit ihr nach Jtalien verheißen,
um ihren Kunstsinn zu vergnügen. Jeden Mor-
gen zeichnet sie zwei Stunden, während welcher
Platov ihr vorlies't oder sie durch Erzählung von
seinen Reisen unterhält. Jn einem Zimmerchen
ganz mit Weinreben überhangen, sitzen beide.
Oft kommt Woldemar zu ihnen hineingestürmt und
beschaut sie beide, und es durchzuckt sein ganzes
Wesen. Dann will er fort nach Genf und will sich
nicht länger halten lassen. Und wir müssen fort,



können; aber er war ja ohne mich ſo reich in ſich
ſelbſt, was konnte die arme Jda noch ſeinem We-
ſen hinzuthun? — „Oel in die Flamme ſeines
innern Lebens, die ohne Dich ſich bald verzehrt
hätte,‟ — ſagte Platov, der im Hereintreten
das letzte gehört was Jda geſprochen.

Seit den glücklichen vierzehn Tagen, da ſich
ihr Schickſal ſo entſchieden, beſchäftigt Jda ſich
in den meiſten Stunden beſonders Morgens ganz
wie zuvor, da wir zu Hauſe waren, oder auf der
Reiſe einen Stillſtand machten, beſonders ſetzt ſie
das Zeichnen fort. Platov hat ihr für die Zu-
kunft eine Reiſe mit ihr nach Jtalien verheißen,
um ihren Kunſtſinn zu vergnügen. Jeden Mor-
gen zeichnet ſie zwei Stunden, während welcher
Platov ihr vorlieſ’t oder ſie durch Erzählung von
ſeinen Reiſen unterhält. Jn einem Zimmerchen
ganz mit Weinreben überhangen, ſitzen beide.
Oft kommt Woldemar zu ihnen hineingeſtürmt und
beſchaut ſie beide, und es durchzuckt ſein ganzes
Weſen. Dann will er fort nach Genf und will ſich
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[333/0341] können; aber er war ja ohne mich ſo reich in ſich ſelbſt, was konnte die arme Jda noch ſeinem We- ſen hinzuthun? — „Oel in die Flamme ſeines innern Lebens, die ohne Dich ſich bald verzehrt hätte,‟ — ſagte Platov, der im Hereintreten das letzte gehört was Jda geſprochen. Seit den glücklichen vierzehn Tagen, da ſich ihr Schickſal ſo entſchieden, beſchäftigt Jda ſich in den meiſten Stunden beſonders Morgens ganz wie zuvor, da wir zu Hauſe waren, oder auf der Reiſe einen Stillſtand machten, beſonders ſetzt ſie das Zeichnen fort. Platov hat ihr für die Zu- kunft eine Reiſe mit ihr nach Jtalien verheißen, um ihren Kunſtſinn zu vergnügen. Jeden Mor- gen zeichnet ſie zwei Stunden, während welcher Platov ihr vorlieſ’t oder ſie durch Erzählung von ſeinen Reiſen unterhält. Jn einem Zimmerchen ganz mit Weinreben überhangen, ſitzen beide. Oft kommt Woldemar zu ihnen hineingeſtürmt und beſchaut ſie beide, und es durchzuckt ſein ganzes Weſen. Dann will er fort nach Genf und will ſich nicht länger halten laſſen. Und wir müſſen fort,

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/341>, abgerufen am 21.11.2024.