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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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lange geschwiegen; in meinem nächsten Briefe er-
scheint sie wieder.



Vier und achtzigster Brief.

Seraphine hatte ihr Mütterchen nicht aus dem
Herzen verloren, wie ich halb und halb fürchtete.
Clärchen und Betty theilten bis zu unsrer Ankunft
die Besorgung des Kindes, und trugen sehr zarte
Sorge, das Flämmchen Liebe für die Abwesende
zu nähren, und mein Andenken hell und lebendig
im Kinde zu erhalten. Jmmer bei den frohesten
Veranlassungen, in den schönsten Momenten des
Tages, nannten sie ihr meinen Namen. Bei al-
lem, was das Kind freute, bezogen sie sich auf
mich, und was ihr schönes aufgespart werden
konnte zu meiner Wiederkunft, ward an diese
Wiederkunft geknüpft, so daß des Kindes Ver-
langen täglich wuchs. Daß dies alles nicht Kunst-
griff war, sondern aus der innigen Liebe dieser
beiden zu mir ganz natürlich hervorgehen mußte,



lange geſchwiegen; in meinem nächſten Briefe er-
ſcheint ſie wieder.



Vier und achtzigſter Brief.

Seraphine hatte ihr Mütterchen nicht aus dem
Herzen verloren, wie ich halb und halb fürchtete.
Clärchen und Betty theilten bis zu unſrer Ankunft
die Beſorgung des Kindes, und trugen ſehr zarte
Sorge, das Flämmchen Liebe für die Abweſende
zu nähren, und mein Andenken hell und lebendig
im Kinde zu erhalten. Jmmer bei den froheſten
Veranlaſſungen, in den ſchönſten Momenten des
Tages, nannten ſie ihr meinen Namen. Bei al-
lem, was das Kind freute, bezogen ſie ſich auf
mich, und was ihr ſchönes aufgeſpart werden
konnte zu meiner Wiederkunft, ward an dieſe
Wiederkunft geknüpft, ſo daß des Kindes Ver-
langen täglich wuchs. Daß dies alles nicht Kunſt-
griff war, ſondern aus der innigen Liebe dieſer
beiden zu mir ganz natürlich hervorgehen mußte,

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[347/0355] lange geſchwiegen; in meinem nächſten Briefe er- ſcheint ſie wieder. Vier und achtzigſter Brief. Seraphine hatte ihr Mütterchen nicht aus dem Herzen verloren, wie ich halb und halb fürchtete. Clärchen und Betty theilten bis zu unſrer Ankunft die Beſorgung des Kindes, und trugen ſehr zarte Sorge, das Flämmchen Liebe für die Abweſende zu nähren, und mein Andenken hell und lebendig im Kinde zu erhalten. Jmmer bei den froheſten Veranlaſſungen, in den ſchönſten Momenten des Tages, nannten ſie ihr meinen Namen. Bei al- lem, was das Kind freute, bezogen ſie ſich auf mich, und was ihr ſchönes aufgeſpart werden konnte zu meiner Wiederkunft, ward an dieſe Wiederkunft geknüpft, ſo daß des Kindes Ver- langen täglich wuchs. Daß dies alles nicht Kunſt- griff war, ſondern aus der innigen Liebe dieſer beiden zu mir ganz natürlich hervorgehen mußte,

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/355>, abgerufen am 21.11.2024.