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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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aus diesen Kindern mehr als Arbeitsmaschinen
machen wolle? Das Haus, worin sie ihre frohe
Kindheit verleben sollen, muß nothwendig einen
Garten haben, worin sie sich in der schönen Jah-
reszeit Morgens und Abends belustigen, und zwi-
schen den Lehr- und Arbeitsstunden immer frische
Luft und neue Arbeitslust athmen. Auch muß
jede ihr eigenes Fleckchen Land zu bebauen haben.
Jm Winter diene ihnen der Garten zu ihren
Schlittenfahrten, und andern ähnlichen Winter-
freuden. Auch die Poesie darf aus dieser kleinen
Mädchenrepublik nicht gar verbannt werden; aus
eben dem Grunde, warum der Gesang ihnen an-
gebildet werden muß. Nur müssen sie von diesem
Nektar selten kosten.

Zur behenden Krankenpflege mit sachter weicher
Hand, wie zu jeder ächtweiblichen Tugend, kön-
nen sie nicht frühe genug eingewöhnt werden. Da-
für muß ihnen der innere Sinn aufgeschlossen,
geschärft und erhöhet werden. Von Belohnungen
sey hierbei die Rede nicht: das sind nur Mittel den
Egoismus auf eine kunstmäßige Weise in den Kin-



aus dieſen Kindern mehr als Arbeitsmaſchinen
machen wolle? Das Haus, worin ſie ihre frohe
Kindheit verleben ſollen, muß nothwendig einen
Garten haben, worin ſie ſich in der ſchönen Jah-
reszeit Morgens und Abends beluſtigen, und zwi-
ſchen den Lehr- und Arbeitsſtunden immer friſche
Luft und neue Arbeitsluſt athmen. Auch muß
jede ihr eigenes Fleckchen Land zu bebauen haben.
Jm Winter diene ihnen der Garten zu ihren
Schlittenfahrten, und andern ähnlichen Winter-
freuden. Auch die Poeſie darf aus dieſer kleinen
Mädchenrepublik nicht gar verbannt werden; aus
eben dem Grunde, warum der Geſang ihnen an-
gebildet werden muß. Nur müſſen ſie von dieſem
Nektar ſelten koſten.

Zur behenden Krankenpflege mit ſachter weicher
Hand, wie zu jeder ächtweiblichen Tugend, kön-
nen ſie nicht frühe genug eingewöhnt werden. Da-
für muß ihnen der innere Sinn aufgeſchloſſen,
geſchärft und erhöhet werden. Von Belohnungen
ſey hierbei die Rede nicht: das ſind nur Mittel den
Egoismus auf eine kunſtmäßige Weiſe in den Kin-

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[396/0404] aus dieſen Kindern mehr als Arbeitsmaſchinen machen wolle? Das Haus, worin ſie ihre frohe Kindheit verleben ſollen, muß nothwendig einen Garten haben, worin ſie ſich in der ſchönen Jah- reszeit Morgens und Abends beluſtigen, und zwi- ſchen den Lehr- und Arbeitsſtunden immer friſche Luft und neue Arbeitsluſt athmen. Auch muß jede ihr eigenes Fleckchen Land zu bebauen haben. Jm Winter diene ihnen der Garten zu ihren Schlittenfahrten, und andern ähnlichen Winter- freuden. Auch die Poeſie darf aus dieſer kleinen Mädchenrepublik nicht gar verbannt werden; aus eben dem Grunde, warum der Geſang ihnen an- gebildet werden muß. Nur müſſen ſie von dieſem Nektar ſelten koſten. Zur behenden Krankenpflege mit ſachter weicher Hand, wie zu jeder ächtweiblichen Tugend, kön- nen ſie nicht frühe genug eingewöhnt werden. Da- für muß ihnen der innere Sinn aufgeſchloſſen, geſchärft und erhöhet werden. Von Belohnungen ſey hierbei die Rede nicht: das ſind nur Mittel den Egoismus auf eine kunſtmäßige Weiſe in den Kin-

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/404>, abgerufen am 22.11.2024.