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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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schen Kunst hier bald auf die Spur, und achtet
bald nicht mehr, wenn die Mutter es oft mit den
Worten zu zügeln meynt: "du betrübst deine
Mutter, mein Kind, wenn du das thust." Sehr
schnell haben sie es weg, daß dies eine bloße Re-
densart sey, und nicht viel bedeute. Nichts ist
hier wirksam, als die Stimme des ruhigen Ern-
stes, der kann kein Kind widerstreben, das nicht
schon sehr verderbt ist. Mir hat dieses Mittel
noch nie versagt. -- Lebe wohl, beste Emma!



Zwei und vierzigster Brief.

Unsere beiden Kranken sind völlig hergestellt,
und wollen auch bald wieder hinaus in die Welt,
und wollen die zweite Reise auf die nämliche Art
machen, wie die erste, d. h. großen Theils zu
Fuß. Zur Abwechselung nehmen sie bald den
gewöhnlichen Postwagen, bald Extrapost, auch
werden sie eine Rheinfarth und eine Farth auf
der Donau machen. Die Rheinreise könnt' ich
ihnen beneiden.

ſchen Kunſt hier bald auf die Spur, und achtet
bald nicht mehr, wenn die Mutter es oft mit den
Worten zu zügeln meynt: „du betrübſt deine
Mutter, mein Kind, wenn du das thuſt.‟ Sehr
ſchnell haben ſie es weg, daß dies eine bloße Re-
densart ſey, und nicht viel bedeute. Nichts iſt
hier wirkſam, als die Stimme des ruhigen Ern-
ſtes, der kann kein Kind widerſtreben, das nicht
ſchon ſehr verderbt iſt. Mir hat dieſes Mittel
noch nie verſagt. — Lebe wohl, beſte Emma!



Zwei und vierzigſter Brief.

Unſere beiden Kranken ſind völlig hergeſtellt,
und wollen auch bald wieder hinaus in die Welt,
und wollen die zweite Reiſe auf die nämliche Art
machen, wie die erſte, d. h. großen Theils zu
Fuß. Zur Abwechſelung nehmen ſie bald den
gewöhnlichen Poſtwagen, bald Extrapoſt, auch
werden ſie eine Rheinfarth und eine Farth auf
der Donau machen. Die Rheinreiſe könnt’ ich
ihnen beneiden.

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[61/0069] ſchen Kunſt hier bald auf die Spur, und achtet bald nicht mehr, wenn die Mutter es oft mit den Worten zu zügeln meynt: „du betrübſt deine Mutter, mein Kind, wenn du das thuſt.‟ Sehr ſchnell haben ſie es weg, daß dies eine bloße Re- densart ſey, und nicht viel bedeute. Nichts iſt hier wirkſam, als die Stimme des ruhigen Ern- ſtes, der kann kein Kind widerſtreben, das nicht ſchon ſehr verderbt iſt. Mir hat dieſes Mittel noch nie verſagt. — Lebe wohl, beſte Emma! Zwei und vierzigſter Brief. Unſere beiden Kranken ſind völlig hergeſtellt, und wollen auch bald wieder hinaus in die Welt, und wollen die zweite Reiſe auf die nämliche Art machen, wie die erſte, d. h. großen Theils zu Fuß. Zur Abwechſelung nehmen ſie bald den gewöhnlichen Poſtwagen, bald Extrapoſt, auch werden ſie eine Rheinfarth und eine Farth auf der Donau machen. Die Rheinreiſe könnt’ ich ihnen beneiden.

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/69>, abgerufen am 27.11.2024.