Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite
20.
Im Meer gen Süden wohnt auf Inseln ein Geschlecht,
Reich in Zufriedenheit, in Einfalt, schlicht und recht.
Die Inselgruppen sind alswie ein Kranz gewunden,
Da wohnen sie zerstreut, getrennt und doch verbunden.
Auf jeder Insel wohnt ein kleines Volk beisammen,
In Frieden, alle die von einem Vater stammen.
Und über alle herrscht die Inselköniginn,
Die hat nicht Waffenmacht, und friedlich ist ihr Sinn.
Und friedlich ist der Sinn von ihren Unterthanen,
Sie folgen nicht des Kriegs und nicht des Ruhmes Fahnen.
Ihr Waffen ist Gebet, ihr Ruhm Gesang und Psalmen,
Im Tempel der Natur gesungen unter Palmen.
Die Palmen sind ihr Dach, das Blatt ist ihr Gewand,
Und mit den Früchten fällt die Speis' in ihre Hand.
In dieser Frucht ist Oel und Milch und Honigtrank,
Der heiter sie berauscht, und nie läßt werden krank.
20.
Im Meer gen Suͤden wohnt auf Inſeln ein Geſchlecht,
Reich in Zufriedenheit, in Einfalt, ſchlicht und recht.
Die Inſelgruppen ſind alswie ein Kranz gewunden,
Da wohnen ſie zerſtreut, getrennt und doch verbunden.
Auf jeder Inſel wohnt ein kleines Volk beiſammen,
In Frieden, alle die von einem Vater ſtammen.
Und uͤber alle herrſcht die Inſelkoͤniginn,
Die hat nicht Waffenmacht, und friedlich iſt ihr Sinn.
Und friedlich iſt der Sinn von ihren Unterthanen,
Sie folgen nicht des Kriegs und nicht des Ruhmes Fahnen.
Ihr Waffen iſt Gebet, ihr Ruhm Geſang und Pſalmen,
Im Tempel der Natur geſungen unter Palmen.
Die Palmen ſind ihr Dach, das Blatt iſt ihr Gewand,
Und mit den Fruͤchten faͤllt die Speiſ' in ihre Hand.
In dieſer Frucht iſt Oel und Milch und Honigtrank,
Der heiter ſie berauſcht, und nie laͤßt werden krank.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0116" n="106"/>
        <div n="2">
          <head>20.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Im Meer gen Su&#x0364;den wohnt auf In&#x017F;eln ein Ge&#x017F;chlecht,</l><lb/>
              <l>Reich in Zufriedenheit, in Einfalt, &#x017F;chlicht und recht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Die In&#x017F;elgruppen &#x017F;ind alswie ein Kranz gewunden,</l><lb/>
              <l>Da wohnen &#x017F;ie zer&#x017F;treut, getrennt und doch verbunden.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Auf jeder In&#x017F;el wohnt ein kleines Volk bei&#x017F;ammen,</l><lb/>
              <l>In Frieden, alle die von einem Vater &#x017F;tammen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Und u&#x0364;ber alle herr&#x017F;cht die In&#x017F;elko&#x0364;niginn,</l><lb/>
              <l>Die hat nicht Waffenmacht, und friedlich i&#x017F;t ihr Sinn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Und friedlich i&#x017F;t der Sinn von ihren Unterthanen,</l><lb/>
              <l>Sie folgen nicht des Kriegs und nicht des Ruhmes Fahnen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Ihr Waffen i&#x017F;t Gebet, ihr Ruhm Ge&#x017F;ang und P&#x017F;almen,</l><lb/>
              <l>Im Tempel der Natur ge&#x017F;ungen unter Palmen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Die Palmen &#x017F;ind ihr Dach, das Blatt i&#x017F;t ihr Gewand,</l><lb/>
              <l>Und mit den Fru&#x0364;chten fa&#x0364;llt die Spei&#x017F;' in ihre Hand.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>In die&#x017F;er Frucht i&#x017F;t Oel und Milch und Honigtrank,</l><lb/>
              <l>Der heiter &#x017F;ie berau&#x017F;cht, und nie la&#x0364;ßt werden krank.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0116] 20. Im Meer gen Suͤden wohnt auf Inſeln ein Geſchlecht, Reich in Zufriedenheit, in Einfalt, ſchlicht und recht. Die Inſelgruppen ſind alswie ein Kranz gewunden, Da wohnen ſie zerſtreut, getrennt und doch verbunden. Auf jeder Inſel wohnt ein kleines Volk beiſammen, In Frieden, alle die von einem Vater ſtammen. Und uͤber alle herrſcht die Inſelkoͤniginn, Die hat nicht Waffenmacht, und friedlich iſt ihr Sinn. Und friedlich iſt der Sinn von ihren Unterthanen, Sie folgen nicht des Kriegs und nicht des Ruhmes Fahnen. Ihr Waffen iſt Gebet, ihr Ruhm Geſang und Pſalmen, Im Tempel der Natur geſungen unter Palmen. Die Palmen ſind ihr Dach, das Blatt iſt ihr Gewand, Und mit den Fruͤchten faͤllt die Speiſ' in ihre Hand. In dieſer Frucht iſt Oel und Milch und Honigtrank, Der heiter ſie berauſcht, und nie laͤßt werden krank.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/116
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/116>, abgerufen am 09.11.2024.