Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.58. Ich mach', alt wie ich bin, zu lernen manchen Plan, Spät nachzuholen was ich zeitig nicht gethan. Ich hoffe Schritt vor Schritt noch abzuthun, was jung Ich hätte leichter abgethan mit einem Sprung. Und käme nun der Tod auch zwischen meinen Plan, So wäre mit dem Sprung grad' alles abgethan. 59. Du siehst, daß leicht wie Nichts dem einen von der Hand Geht etwas, das gar schwer dir geht in den Verstand. Dagegen weißt du flink mit etwas umzuspringen, Wovon dem andern fast will kein Begriff gelingen. Entweder wenn du nun das Deine schätzest hoch, So schätze nicht gering auch das des andern doch. Und wenn du dieses willst anschlagen so gering, So halte deines auch für kein so großes Ding. 58. Ich mach', alt wie ich bin, zu lernen manchen Plan, Spaͤt nachzuholen was ich zeitig nicht gethan. Ich hoffe Schritt vor Schritt noch abzuthun, was jung Ich haͤtte leichter abgethan mit einem Sprung. Und kaͤme nun der Tod auch zwiſchen meinen Plan, So waͤre mit dem Sprung grad' alles abgethan. 59. Du ſiehſt, daß leicht wie Nichts dem einen von der Hand Geht etwas, das gar ſchwer dir geht in den Verſtand. Dagegen weißt du flink mit etwas umzuſpringen, Wovon dem andern faſt will kein Begriff gelingen. Entweder wenn du nun das Deine ſchaͤtzeſt hoch, So ſchaͤtze nicht gering auch das des andern doch. Und wenn du dieſes willſt anſchlagen ſo gering, So halte deines auch fuͤr kein ſo großes Ding. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0187" n="177"/> <div n="2"> <head>58.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ich mach', alt wie ich bin, zu lernen manchen Plan,</l><lb/> <l>Spaͤt nachzuholen was ich zeitig nicht gethan.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ich hoffe Schritt vor Schritt noch abzuthun, was jung</l><lb/> <l>Ich haͤtte leichter abgethan mit einem Sprung.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und kaͤme nun der Tod auch zwiſchen meinen Plan,</l><lb/> <l>So waͤre mit dem Sprung grad' alles abgethan.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>59.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Du ſiehſt, daß leicht wie Nichts dem einen von der Hand</l><lb/> <l>Geht etwas, das gar ſchwer dir geht in den Verſtand.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Dagegen weißt du flink mit etwas umzuſpringen,</l><lb/> <l>Wovon dem andern faſt will kein Begriff gelingen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Entweder wenn du nun das Deine ſchaͤtzeſt hoch,</l><lb/> <l>So ſchaͤtze nicht gering auch das des andern doch.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Und wenn du dieſes willſt anſchlagen ſo gering,</l><lb/> <l>So halte deines auch fuͤr kein ſo großes Ding.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [177/0187]
58.
Ich mach', alt wie ich bin, zu lernen manchen Plan,
Spaͤt nachzuholen was ich zeitig nicht gethan.
Ich hoffe Schritt vor Schritt noch abzuthun, was jung
Ich haͤtte leichter abgethan mit einem Sprung.
Und kaͤme nun der Tod auch zwiſchen meinen Plan,
So waͤre mit dem Sprung grad' alles abgethan.
59.
Du ſiehſt, daß leicht wie Nichts dem einen von der Hand
Geht etwas, das gar ſchwer dir geht in den Verſtand.
Dagegen weißt du flink mit etwas umzuſpringen,
Wovon dem andern faſt will kein Begriff gelingen.
Entweder wenn du nun das Deine ſchaͤtzeſt hoch,
So ſchaͤtze nicht gering auch das des andern doch.
Und wenn du dieſes willſt anſchlagen ſo gering,
So halte deines auch fuͤr kein ſo großes Ding.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |