Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.17. Verstand zu seinem Bau braucht manche Stütz' und Krücke, Natur und Fantasie baut ganz aus Einem Stücke. Die Stützen fehlen nicht, sie sind nur nicht zu sehn; Und auf sich selber steht, was scheint auf Nichts zu stehn. Was du begreifen kannst, siehst du in seiner Blöße; Stets unbegreiflich ist die Schönheit und die Größe. 18. Ich streue Perlen aus, und Niemand achtet drauf; Bald streu' ich keine mehr, dann lest ihr diese auf. Wenn du erkennen kannst, wie vielfach ist das Eins, Fällt mit der Vielheit ein die ganze Welt des Scheins. 17. Verſtand zu ſeinem Bau braucht manche Stuͤtz' und Kruͤcke, Natur und Fantaſie baut ganz aus Einem Stuͤcke. Die Stuͤtzen fehlen nicht, ſie ſind nur nicht zu ſehn; Und auf ſich ſelber ſteht, was ſcheint auf Nichts zu ſtehn. Was du begreifen kannſt, ſiehſt du in ſeiner Bloͤße; Stets unbegreiflich iſt die Schoͤnheit und die Groͤße. 18. Ich ſtreue Perlen aus, und Niemand achtet drauf; Bald ſtreu' ich keine mehr, dann leſt ihr dieſe auf. Wenn du erkennen kannſt, wie vielfach iſt das Eins, Faͤllt mit der Vielheit ein die ganze Welt des Scheins. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0027" n="17"/> <div n="2"> <head>17.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Verſtand zu ſeinem Bau braucht manche Stuͤtz' und Kruͤcke,</l><lb/> <l>Natur und Fantaſie baut ganz aus Einem Stuͤcke.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die Stuͤtzen fehlen nicht, ſie ſind nur nicht zu ſehn;</l><lb/> <l>Und auf ſich ſelber ſteht, was ſcheint auf Nichts zu ſtehn.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Was du begreifen kannſt, ſiehſt du in ſeiner Bloͤße;</l><lb/> <l>Stets unbegreiflich iſt die Schoͤnheit und die Groͤße.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>18.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ich ſtreue Perlen aus, und Niemand achtet drauf;</l><lb/> <l>Bald ſtreu' ich keine mehr, dann leſt ihr dieſe auf.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wenn du erkennen kannſt, wie vielfach iſt das Eins,</l><lb/> <l>Faͤllt mit der Vielheit ein die ganze Welt des Scheins.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [17/0027]
17.
Verſtand zu ſeinem Bau braucht manche Stuͤtz' und Kruͤcke,
Natur und Fantaſie baut ganz aus Einem Stuͤcke.
Die Stuͤtzen fehlen nicht, ſie ſind nur nicht zu ſehn;
Und auf ſich ſelber ſteht, was ſcheint auf Nichts zu ſtehn.
Was du begreifen kannſt, ſiehſt du in ſeiner Bloͤße;
Stets unbegreiflich iſt die Schoͤnheit und die Groͤße.
18.
Ich ſtreue Perlen aus, und Niemand achtet drauf;
Bald ſtreu' ich keine mehr, dann leſt ihr dieſe auf.
Wenn du erkennen kannſt, wie vielfach iſt das Eins,
Faͤllt mit der Vielheit ein die ganze Welt des Scheins.
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