Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.29. Freust du auf Künft'ges dich, so sieh doch zu, weswegen? Ob du nur hier dich weg, ob dort dich freust entgegen? Entgegen soll man sich dem Tode selber freun, Doch übers Leben sich hinwegzuwünschen scheun. Wie nüchtern, freudenleer, wie öd' ein Tag, worüber Du nichts zu denken hast, als: Wär' auch er vorüber! 30. Ring an, den Himmel mit der Erde auszugleichen! Wer das errungen hat, der trägt das Siegeszeichen. 'S ist keine Kunst, die Welt roh unter'n Fuß zu treten; So zarte Blumen blühn auf diesen Gartenbeeten. Es ist auch keine Kunst den Himmel für die Schwachen Einladend, und dem Trotz die Hölle heiß zu machen. Den Himmel zieh herab, die Erd' empor mit Brunst! Nur dis, der Rede werth, ist Erdenhimmelskunst. 29. Freuſt du auf Kuͤnft'ges dich, ſo ſieh doch zu, weswegen? Ob du nur hier dich weg, ob dort dich freuſt entgegen? Entgegen ſoll man ſich dem Tode ſelber freun, Doch uͤbers Leben ſich hinwegzuwuͤnſchen ſcheun. Wie nuͤchtern, freudenleer, wie oͤd' ein Tag, woruͤber Du nichts zu denken haſt, als: Waͤr' auch er voruͤber! 30. Ring an, den Himmel mit der Erde auszugleichen! Wer das errungen hat, der traͤgt das Siegeszeichen. 'S iſt keine Kunſt, die Welt roh unter'n Fuß zu treten; So zarte Blumen bluͤhn auf dieſen Gartenbeeten. Es iſt auch keine Kunſt den Himmel fuͤr die Schwachen Einladend, und dem Trotz die Hoͤlle heiß zu machen. Den Himmel zieh herab, die Erd' empor mit Brunſt! Nur dis, der Rede werth, iſt Erdenhimmelskunſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0038" n="28"/> <div n="2"> <head>29.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Freuſt du auf Kuͤnft'ges dich, ſo ſieh doch zu, weswegen?</l><lb/> <l>Ob du nur hier dich weg, ob dort dich freuſt entgegen?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Entgegen ſoll man ſich dem Tode ſelber freun,</l><lb/> <l>Doch uͤbers Leben ſich hinwegzuwuͤnſchen ſcheun.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wie nuͤchtern, freudenleer, wie oͤd' ein Tag, woruͤber</l><lb/> <l>Du nichts zu denken haſt, als: Waͤr' auch er voruͤber!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>30.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ring an, den Himmel mit der Erde auszugleichen!</l><lb/> <l>Wer das errungen hat, der traͤgt das Siegeszeichen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>'S iſt keine Kunſt, die Welt roh unter'n Fuß zu treten;</l><lb/> <l>So zarte Blumen bluͤhn auf dieſen Gartenbeeten.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Es iſt auch keine Kunſt den Himmel fuͤr die Schwachen</l><lb/> <l>Einladend, und dem Trotz die Hoͤlle heiß zu machen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Den Himmel zieh herab, die Erd' empor mit Brunſt!</l><lb/> <l>Nur dis, der Rede werth, iſt Erdenhimmelskunſt.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [28/0038]
29.
Freuſt du auf Kuͤnft'ges dich, ſo ſieh doch zu, weswegen?
Ob du nur hier dich weg, ob dort dich freuſt entgegen?
Entgegen ſoll man ſich dem Tode ſelber freun,
Doch uͤbers Leben ſich hinwegzuwuͤnſchen ſcheun.
Wie nuͤchtern, freudenleer, wie oͤd' ein Tag, woruͤber
Du nichts zu denken haſt, als: Waͤr' auch er voruͤber!
30.
Ring an, den Himmel mit der Erde auszugleichen!
Wer das errungen hat, der traͤgt das Siegeszeichen.
'S iſt keine Kunſt, die Welt roh unter'n Fuß zu treten;
So zarte Blumen bluͤhn auf dieſen Gartenbeeten.
Es iſt auch keine Kunſt den Himmel fuͤr die Schwachen
Einladend, und dem Trotz die Hoͤlle heiß zu machen.
Den Himmel zieh herab, die Erd' empor mit Brunſt!
Nur dis, der Rede werth, iſt Erdenhimmelskunſt.
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