Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.Der von dem Sehenden sich nicht will lassen leiten, Und lieber auf gut Glück und seine Fahr hinschreiten, Bald tritt in einen Dorn, bald stößt an einen Stein, Bald in den Graben fällt, bald stolpert über'n Rain, Hier rennt an einen Baum, dort wider eine Mauer, Den Pflanzer hier verwünscht, und flucht dort dem Erbauer, Und klagt, die Welt sei schief und jeder Weg verbaut, Da er nur zwischendurch den graden Weg nicht schaut. 145. Lern' ohne Klagen, Herz, ein brennend Weh ertragen; Der Kerze brennt der Kopf, doch hörst du nicht sie klagen. Aus reinem Stoff gemischt, still brennt sie bis sie lischt; Rein ist nicht Wachs und Docht, wenn sie im Brennen zischt. Der von dem Sehenden ſich nicht will laſſen leiten, Und lieber auf gut Gluͤck und ſeine Fahr hinſchreiten, Bald tritt in einen Dorn, bald ſtoͤßt an einen Stein, Bald in den Graben faͤllt, bald ſtolpert uͤber'n Rain, Hier rennt an einen Baum, dort wider eine Mauer, Den Pflanzer hier verwuͤnſcht, und flucht dort dem Erbauer, Und klagt, die Welt ſei ſchief und jeder Weg verbaut, Da er nur zwiſchendurch den graden Weg nicht ſchaut. 145. Lern' ohne Klagen, Herz, ein brennend Weh ertragen; Der Kerze brennt der Kopf, doch hoͤrſt du nicht ſie klagen. Aus reinem Stoff gemiſcht, ſtill brennt ſie bis ſie liſcht; Rein iſt nicht Wachs und Docht, wenn ſie im Brennen ziſcht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0100" n="90"/> </l> <lg n="3"> <l>Der von dem Sehenden ſich nicht will laſſen leiten,</l><lb/> <l>Und lieber auf gut Gluͤck und ſeine Fahr hinſchreiten,</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Bald tritt in einen Dorn, bald ſtoͤßt an einen Stein,</l><lb/> <l>Bald in den Graben faͤllt, bald ſtolpert uͤber'n Rain,</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Hier rennt an einen Baum, dort wider eine Mauer,</l><lb/> <l>Den Pflanzer hier verwuͤnſcht, und flucht dort dem Erbauer,</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Und klagt, die Welt ſei ſchief und jeder Weg verbaut,</l><lb/> <l>Da er nur zwiſchendurch den graden Weg nicht ſchaut.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>145.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Lern' ohne Klagen, Herz, ein brennend Weh ertragen;</l><lb/> <l>Der Kerze brennt der Kopf, doch hoͤrſt du nicht ſie klagen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Aus reinem Stoff gemiſcht, ſtill brennt ſie bis ſie liſcht;</l><lb/> <l>Rein iſt nicht Wachs und Docht, wenn ſie im Brennen ziſcht.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [90/0100]
Der von dem Sehenden ſich nicht will laſſen leiten,
Und lieber auf gut Gluͤck und ſeine Fahr hinſchreiten,
Bald tritt in einen Dorn, bald ſtoͤßt an einen Stein,
Bald in den Graben faͤllt, bald ſtolpert uͤber'n Rain,
Hier rennt an einen Baum, dort wider eine Mauer,
Den Pflanzer hier verwuͤnſcht, und flucht dort dem Erbauer,
Und klagt, die Welt ſei ſchief und jeder Weg verbaut,
Da er nur zwiſchendurch den graden Weg nicht ſchaut.
145.
Lern' ohne Klagen, Herz, ein brennend Weh ertragen;
Der Kerze brennt der Kopf, doch hoͤrſt du nicht ſie klagen.
Aus reinem Stoff gemiſcht, ſtill brennt ſie bis ſie liſcht;
Rein iſt nicht Wachs und Docht, wenn ſie im Brennen ziſcht.
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