Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.148. Wie durch Gewöhnung lernt das Aug' im Dunkeln sehn, So lernt man Dunkles, durch Vertiefung drein, verstehn. Des Geistes Augen gehn dir auf, und wunderbar, Was nie schien einzusehn, scheint dir nun völlig klar. 149. Wer gerne thätig ist, hat immer was zu thun; Kind, sage nie: Ich bin nun fertig und will ruhn. Mit dem Nothwendigen wenn du schon fertig bist, Doch bleibt dir etwas noch zu thun das nützlich ist. 150. Zu seinen Söhnen sprach ein König: Seid beflissen Zu lernen jede Kunst und alle Art von Wissen. Wenn ihr vielleicht es braucht, so ists ein Kapital; Und wenn ihrs nicht bedürft, ein Schmuck ists allemal. 148. Wie durch Gewoͤhnung lernt das Aug' im Dunkeln ſehn, So lernt man Dunkles, durch Vertiefung drein, verſtehn. Des Geiſtes Augen gehn dir auf, und wunderbar, Was nie ſchien einzuſehn, ſcheint dir nun voͤllig klar. 149. Wer gerne thaͤtig iſt, hat immer was zu thun; Kind, ſage nie: Ich bin nun fertig und will ruhn. Mit dem Nothwendigen wenn du ſchon fertig biſt, Doch bleibt dir etwas noch zu thun das nuͤtzlich iſt. 150. Zu ſeinen Soͤhnen ſprach ein Koͤnig: Seid befliſſen Zu lernen jede Kunſt und alle Art von Wiſſen. Wenn ihr vielleicht es braucht, ſo iſts ein Kapital; Und wenn ihrs nicht beduͤrft, ein Schmuck iſts allemal. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0102" n="92"/> <div n="2"> <head>148.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wie durch Gewoͤhnung lernt das Aug' im Dunkeln ſehn,</l><lb/> <l>So lernt man Dunkles, durch Vertiefung drein, verſtehn.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Des Geiſtes Augen gehn dir auf, und wunderbar,</l><lb/> <l>Was nie ſchien einzuſehn, ſcheint dir nun voͤllig klar.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>149.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wer gerne thaͤtig iſt, hat immer was zu thun;</l><lb/> <l>Kind, ſage nie: Ich bin nun fertig und will ruhn.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Mit dem Nothwendigen wenn du ſchon fertig biſt,</l><lb/> <l>Doch bleibt dir etwas noch zu thun das nuͤtzlich iſt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>150.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Zu ſeinen Soͤhnen ſprach ein Koͤnig: Seid befliſſen</l><lb/> <l>Zu lernen jede Kunſt und alle Art von Wiſſen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wenn ihr vielleicht es braucht, ſo iſts ein Kapital;</l><lb/> <l>Und wenn ihrs nicht beduͤrft, ein Schmuck iſts allemal.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [92/0102]
148.
Wie durch Gewoͤhnung lernt das Aug' im Dunkeln ſehn,
So lernt man Dunkles, durch Vertiefung drein, verſtehn.
Des Geiſtes Augen gehn dir auf, und wunderbar,
Was nie ſchien einzuſehn, ſcheint dir nun voͤllig klar.
149.
Wer gerne thaͤtig iſt, hat immer was zu thun;
Kind, ſage nie: Ich bin nun fertig und will ruhn.
Mit dem Nothwendigen wenn du ſchon fertig biſt,
Doch bleibt dir etwas noch zu thun das nuͤtzlich iſt.
150.
Zu ſeinen Soͤhnen ſprach ein Koͤnig: Seid befliſſen
Zu lernen jede Kunſt und alle Art von Wiſſen.
Wenn ihr vielleicht es braucht, ſo iſts ein Kapital;
Und wenn ihrs nicht beduͤrft, ein Schmuck iſts allemal.
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