Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.158. Der du erschufst die Welt, ohn' ihrer zu bedürfen, Erschaffen hast du sie nach deiner Lieb' Entwürfen, Nach deiner Weisheit Plan, dem Zwecke deiner Macht; Und kein Nachdenken denkt, was du hast vorgedacht. Vorbringen kann kein Wort, was deins hervorgebracht. Doch hast du die Vernunft geschaffen, dich zu denken, Den Geist, nach dir den Flug, Unsichtbarer, zu lenken, Der Sehnsucht Ström', o Meer, in dich sich zu versenken: Den wir am Anfang, den wir sehn am Ende stehn, Von dem wir kommen und zu dem wir alle gehn. Woher ich kam, wohin ich gehe, weiß ich nicht, Nur dis, von Gott zu Gott, ist meine Zuversicht. 158. Der du erſchufſt die Welt, ohn' ihrer zu beduͤrfen, Erſchaffen haſt du ſie nach deiner Lieb' Entwuͤrfen, Nach deiner Weisheit Plan, dem Zwecke deiner Macht; Und kein Nachdenken denkt, was du haſt vorgedacht. Vorbringen kann kein Wort, was deins hervorgebracht. Doch haſt du die Vernunft geſchaffen, dich zu denken, Den Geiſt, nach dir den Flug, Unſichtbarer, zu lenken, Der Sehnſucht Stroͤm', o Meer, in dich ſich zu verſenken: Den wir am Anfang, den wir ſehn am Ende ſtehn, Von dem wir kommen und zu dem wir alle gehn. Woher ich kam, wohin ich gehe, weiß ich nicht, Nur dis, von Gott zu Gott, iſt meine Zuverſicht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0106" n="96"/> <div n="2"> <head>158.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der du erſchufſt die Welt, ohn' ihrer zu beduͤrfen,</l><lb/> <l>Erſchaffen haſt du ſie nach deiner Lieb' Entwuͤrfen,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Nach deiner Weisheit Plan, dem Zwecke deiner Macht;</l><lb/> <l>Und kein Nachdenken denkt, was du haſt vorgedacht.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Vorbringen kann kein Wort, was deins hervorgebracht.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Doch haſt du die Vernunft geſchaffen, dich zu denken,</l><lb/> <l>Den Geiſt, nach dir den Flug, Unſichtbarer, zu lenken,</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Der Sehnſucht Stroͤm', o Meer, in dich ſich zu verſenken:</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Den wir am Anfang, den wir ſehn am Ende ſtehn,</l><lb/> <l>Von dem wir kommen und zu dem wir alle gehn.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Woher ich kam, wohin ich gehe, weiß ich nicht,</l><lb/> <l>Nur dis, von Gott zu Gott, iſt meine Zuverſicht.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [96/0106]
158.
Der du erſchufſt die Welt, ohn' ihrer zu beduͤrfen,
Erſchaffen haſt du ſie nach deiner Lieb' Entwuͤrfen,
Nach deiner Weisheit Plan, dem Zwecke deiner Macht;
Und kein Nachdenken denkt, was du haſt vorgedacht.
Vorbringen kann kein Wort, was deins hervorgebracht.
Doch haſt du die Vernunft geſchaffen, dich zu denken,
Den Geiſt, nach dir den Flug, Unſichtbarer, zu lenken,
Der Sehnſucht Stroͤm', o Meer, in dich ſich zu verſenken:
Den wir am Anfang, den wir ſehn am Ende ſtehn,
Von dem wir kommen und zu dem wir alle gehn.
Woher ich kam, wohin ich gehe, weiß ich nicht,
Nur dis, von Gott zu Gott, iſt meine Zuverſicht.
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