Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.261. Es wird mit Recht gesagt Markt der Literatur; Denn sie vergleichet sich mit einem Markte nur. Wie auf dem Markte stehn zum Kaufe Waaren feil, Und jeder nach Bedarf nimmt davon einen Theil: Der eine wählt sich dis, der andre das vom Haufen, Doch keinem fällt es ein, den ganzen Markt zu kaufen: So auch wer könnte jetzt sich noch einfallen lassen, Sich mit Literatur der ganzen zu befassen? Der greift sich hier ein Stück, der eines dort heraus, Nach eigenem Geschmack und zum Verbrauch im Haus. Der Zufall waltet, wo am Urteil es gebricht, Und im Gewühl ist ganz unmöglich Uebersicht. Unmerklich unter'm Glanz der ausgestellten Güter
Wird an den Mann gebracht auch mancher Ladenhüter. 261. Es wird mit Recht geſagt Markt der Literatur; Denn ſie vergleichet ſich mit einem Markte nur. Wie auf dem Markte ſtehn zum Kaufe Waaren feil, Und jeder nach Bedarf nimmt davon einen Theil: Der eine waͤhlt ſich dis, der andre das vom Haufen, Doch keinem faͤllt es ein, den ganzen Markt zu kaufen: So auch wer koͤnnte jetzt ſich noch einfallen laſſen, Sich mit Literatur der ganzen zu befaſſen? Der greift ſich hier ein Stuͤck, der eines dort heraus, Nach eigenem Geſchmack und zum Verbrauch im Haus. Der Zufall waltet, wo am Urteil es gebricht, Und im Gewuͤhl iſt ganz unmoͤglich Ueberſicht. Unmerklich unter'm Glanz der ausgeſtellten Guͤter
Wird an den Mann gebracht auch mancher Ladenhuͤter. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0166" n="156"/> <div n="2"> <head>261.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Es wird mit Recht geſagt Markt der Literatur;</l><lb/> <l>Denn ſie vergleichet ſich mit einem Markte nur.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wie auf dem Markte ſtehn zum Kaufe Waaren feil,</l><lb/> <l>Und jeder nach Bedarf nimmt davon einen Theil:</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Der eine waͤhlt ſich dis, der andre das vom Haufen,</l><lb/> <l>Doch keinem faͤllt es ein, den ganzen Markt zu kaufen:</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>So auch wer koͤnnte jetzt ſich noch einfallen laſſen,</l><lb/> <l>Sich mit Literatur der ganzen zu befaſſen?</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Der greift ſich hier ein Stuͤck, der eines dort heraus,</l><lb/> <l>Nach eigenem Geſchmack und zum Verbrauch im Haus.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Der Zufall waltet, wo am Urteil es gebricht,</l><lb/> <l>Und im Gewuͤhl iſt ganz unmoͤglich Ueberſicht.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Unmerklich unter'm Glanz der ausgeſtellten Guͤter</l><lb/> <l>Wird an den Mann gebracht auch mancher Ladenhuͤter.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [156/0166]
261.
Es wird mit Recht geſagt Markt der Literatur;
Denn ſie vergleichet ſich mit einem Markte nur.
Wie auf dem Markte ſtehn zum Kaufe Waaren feil,
Und jeder nach Bedarf nimmt davon einen Theil:
Der eine waͤhlt ſich dis, der andre das vom Haufen,
Doch keinem faͤllt es ein, den ganzen Markt zu kaufen:
So auch wer koͤnnte jetzt ſich noch einfallen laſſen,
Sich mit Literatur der ganzen zu befaſſen?
Der greift ſich hier ein Stuͤck, der eines dort heraus,
Nach eigenem Geſchmack und zum Verbrauch im Haus.
Der Zufall waltet, wo am Urteil es gebricht,
Und im Gewuͤhl iſt ganz unmoͤglich Ueberſicht.
Unmerklich unter'm Glanz der ausgeſtellten Guͤter
Wird an den Mann gebracht auch mancher Ladenhuͤter.
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