Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.71. Oft faßt mich, wenn ich seh ein zartes Kinderleben, Wehmuth, wie ihm die Zeit wird Müh und Dornen weben. Viel seltner füllet mich sein Anblick, mit Behagen Der Frücht' und Blüten, die ihm noch die Welt wird tragen. Ich schließe nicht daraus, daß eitel sei die Welt, Doch daß sie mir nunmehr als eitel dar sich stellt. 72. Wie gleichest du, o Mensch, und dein Geschick den Saaten, Von denen Niemand weiß zuvor, wie sie gerathen. Wie manches Ungemach, Frost, Nässe, Dürre, Brand, Gibt ihnen zu bestehn des Himmels Unbestand. Und wenn sie glücklich nun bestanden die Beschwerden, So ist ihr Ende, daß sie abgeschnitten werden. 71. Oft faßt mich, wenn ich ſeh ein zartes Kinderleben, Wehmuth, wie ihm die Zeit wird Muͤh und Dornen weben. Viel ſeltner fuͤllet mich ſein Anblick, mit Behagen Der Fruͤcht' und Bluͤten, die ihm noch die Welt wird tragen. Ich ſchließe nicht daraus, daß eitel ſei die Welt, Doch daß ſie mir nunmehr als eitel dar ſich ſtellt. 72. Wie gleicheſt du, o Menſch, und dein Geſchick den Saaten, Von denen Niemand weiß zuvor, wie ſie gerathen. Wie manches Ungemach, Froſt, Naͤſſe, Duͤrre, Brand, Gibt ihnen zu beſtehn des Himmels Unbeſtand. Und wenn ſie gluͤcklich nun beſtanden die Beſchwerden, So iſt ihr Ende, daß ſie abgeſchnitten werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0250" n="240"/> <div n="2"> <head>71.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Oft faßt mich, wenn ich ſeh ein zartes Kinderleben,</l><lb/> <l>Wehmuth, wie ihm die Zeit wird Muͤh und Dornen weben.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Viel ſeltner fuͤllet mich ſein Anblick, mit Behagen</l><lb/> <l>Der Fruͤcht' und Bluͤten, die ihm noch die Welt wird tragen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ich ſchließe nicht daraus, daß eitel ſei die Welt,</l><lb/> <l>Doch daß ſie mir nunmehr als eitel dar ſich ſtellt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>72.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wie gleicheſt du, o Menſch, und dein Geſchick den Saaten,</l><lb/> <l>Von denen Niemand weiß zuvor, wie ſie gerathen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wie manches Ungemach, Froſt, Naͤſſe, Duͤrre, Brand,</l><lb/> <l>Gibt ihnen zu beſtehn des Himmels Unbeſtand.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und wenn ſie gluͤcklich nun beſtanden die Beſchwerden,</l><lb/> <l>So iſt ihr Ende, daß ſie abgeſchnitten werden.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [240/0250]
71.
Oft faßt mich, wenn ich ſeh ein zartes Kinderleben,
Wehmuth, wie ihm die Zeit wird Muͤh und Dornen weben.
Viel ſeltner fuͤllet mich ſein Anblick, mit Behagen
Der Fruͤcht' und Bluͤten, die ihm noch die Welt wird tragen.
Ich ſchließe nicht daraus, daß eitel ſei die Welt,
Doch daß ſie mir nunmehr als eitel dar ſich ſtellt.
72.
Wie gleicheſt du, o Menſch, und dein Geſchick den Saaten,
Von denen Niemand weiß zuvor, wie ſie gerathen.
Wie manches Ungemach, Froſt, Naͤſſe, Duͤrre, Brand,
Gibt ihnen zu beſtehn des Himmels Unbeſtand.
Und wenn ſie gluͤcklich nun beſtanden die Beſchwerden,
So iſt ihr Ende, daß ſie abgeſchnitten werden.
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