Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.112. Heil, wenn das Gute du aus freiem Triebe thust, Und das Gesetz erfüllst, weil es ist deine Lust. Dann fühlest du allein nicht des Gesetzes Zwang, Wenn du's verwandelt hast in deines Herzens Drang. 113. Mein wandelbares Ich, das ist und wird und war, Ergreift im Dein'gen sich, das ist unwandelbar. Denn du bist, der du warst, und bist, der seyn wirst, du! Es strömt aus deinem Seyn mein Seyn dem deinen zu. Ich hätt' in jeder Nacht mich, der ich war, verloren, Und wär' an jedem Tag, als der nicht war, geboren, Hätt' ich mich nicht, daß ich derselbe bin, begriffen, Weil ich in dir, der ist, bin ewig inbegriffen. 112. Heil, wenn das Gute du aus freiem Triebe thuſt, Und das Geſetz erfuͤllſt, weil es iſt deine Luſt. Dann fuͤhleſt du allein nicht des Geſetzes Zwang, Wenn du's verwandelt haſt in deines Herzens Drang. 113. Mein wandelbares Ich, das iſt und wird und war, Ergreift im Dein'gen ſich, das iſt unwandelbar. Denn du biſt, der du warſt, und biſt, der ſeyn wirſt, du! Es ſtroͤmt aus deinem Seyn mein Seyn dem deinen zu. Ich haͤtt' in jeder Nacht mich, der ich war, verloren, Und waͤr' an jedem Tag, als der nicht war, geboren, Haͤtt' ich mich nicht, daß ich derſelbe bin, begriffen, Weil ich in dir, der iſt, bin ewig inbegriffen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0082" n="72"/> <div n="2"> <head>112.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Heil, wenn das Gute du aus freiem Triebe thuſt,</l><lb/> <l>Und das Geſetz erfuͤllſt, weil es iſt deine Luſt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Dann fuͤhleſt du allein nicht des Geſetzes Zwang,</l><lb/> <l>Wenn du's verwandelt haſt in deines Herzens Drang.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>113.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Mein wandelbares Ich, das iſt und wird und war,</l><lb/> <l>Ergreift im Dein'gen ſich, das iſt unwandelbar.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Denn du biſt, der du warſt, und biſt, der ſeyn wirſt, du!</l><lb/> <l>Es ſtroͤmt aus deinem Seyn mein Seyn dem deinen zu.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ich haͤtt' in jeder Nacht mich, der ich war, verloren,</l><lb/> <l>Und waͤr' an jedem Tag, als der nicht war, geboren,</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Haͤtt' ich mich nicht, daß ich derſelbe bin, begriffen,</l><lb/> <l>Weil ich in dir, der iſt, bin ewig inbegriffen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [72/0082]
112.
Heil, wenn das Gute du aus freiem Triebe thuſt,
Und das Geſetz erfuͤllſt, weil es iſt deine Luſt.
Dann fuͤhleſt du allein nicht des Geſetzes Zwang,
Wenn du's verwandelt haſt in deines Herzens Drang.
113.
Mein wandelbares Ich, das iſt und wird und war,
Ergreift im Dein'gen ſich, das iſt unwandelbar.
Denn du biſt, der du warſt, und biſt, der ſeyn wirſt, du!
Es ſtroͤmt aus deinem Seyn mein Seyn dem deinen zu.
Ich haͤtt' in jeder Nacht mich, der ich war, verloren,
Und waͤr' an jedem Tag, als der nicht war, geboren,
Haͤtt' ich mich nicht, daß ich derſelbe bin, begriffen,
Weil ich in dir, der iſt, bin ewig inbegriffen.
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