Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.Glaub nur den Weisen, was sie tadeln oder loben, Doch mögest du an dir die Weisheit nie erproben. Nie brauchen mögest du den leidigen getreuen, Stets mit den falschen dich, den fröhlichen, dich freuen. 134. Die Welt versprach dir nichts, mach' ihrs nicht zum Verbrechen, Du mußt dir selber nicht zuviel von ihr versprechen. Warum belügst du dich, sie habe dich belogen? An ihr betrogst du dich, sie hat dich nicht betrogen. 135. Das Gute mußt du hin, wo's angewandt ist, wenden; Wo sie ist wohlgethan, mußt du die Wohlthat spenden. Denn mancher schlechte hat so einen schlechten Magen, Was wohl dem Guten thut, das kann er nicht vertragen. Glaub nur den Weiſen, was ſie tadeln oder loben, Doch moͤgeſt du an dir die Weisheit nie erproben. Nie brauchen moͤgeſt du den leidigen getreuen, Stets mit den falſchen dich, den froͤhlichen, dich freuen. 134. Die Welt verſprach dir nichts, mach' ihrs nicht zum Verbrechen, Du mußt dir ſelber nicht zuviel von ihr verſprechen. Warum beluͤgſt du dich, ſie habe dich belogen? An ihr betrogſt du dich, ſie hat dich nicht betrogen. 135. Das Gute mußt du hin, wo's angewandt iſt, wenden; Wo ſie iſt wohlgethan, mußt du die Wohlthat ſpenden. Denn mancher ſchlechte hat ſo einen ſchlechten Magen, Was wohl dem Guten thut, das kann er nicht vertragen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0095" n="85"/> </l> <lg n="3"> <l>Glaub nur den Weiſen, was ſie tadeln oder loben,</l><lb/> <l>Doch moͤgeſt du an dir die Weisheit nie erproben.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Nie brauchen moͤgeſt du den leidigen getreuen,</l><lb/> <l>Stets mit den falſchen dich, den froͤhlichen, dich freuen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>134.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Welt verſprach dir nichts, mach' ihrs nicht zum Verbrechen,</l><lb/> <l>Du mußt dir ſelber nicht zuviel von ihr verſprechen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Warum beluͤgſt du dich, ſie habe dich belogen?</l><lb/> <l>An ihr betrogſt du dich, ſie hat dich nicht betrogen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>135.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Das Gute mußt du hin, wo's angewandt iſt, wenden;</l><lb/> <l>Wo ſie iſt wohlgethan, mußt du die Wohlthat ſpenden.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Denn mancher ſchlechte hat ſo einen ſchlechten Magen,</l><lb/> <l>Was wohl dem Guten thut, das kann er nicht vertragen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [85/0095]
Glaub nur den Weiſen, was ſie tadeln oder loben,
Doch moͤgeſt du an dir die Weisheit nie erproben.
Nie brauchen moͤgeſt du den leidigen getreuen,
Stets mit den falſchen dich, den froͤhlichen, dich freuen.
134.
Die Welt verſprach dir nichts, mach' ihrs nicht zum Verbrechen,
Du mußt dir ſelber nicht zuviel von ihr verſprechen.
Warum beluͤgſt du dich, ſie habe dich belogen?
An ihr betrogſt du dich, ſie hat dich nicht betrogen.
135.
Das Gute mußt du hin, wo's angewandt iſt, wenden;
Wo ſie iſt wohlgethan, mußt du die Wohlthat ſpenden.
Denn mancher ſchlechte hat ſo einen ſchlechten Magen,
Was wohl dem Guten thut, das kann er nicht vertragen.
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