Vier Dinge sind zugleich unendlich weit und schmal, Unendlich groß und klein: Zeit, Raum, Bewegung, Zahl.
Du kanst die gröste Zahl vergrößern immer doch, Du kanst die kleinste Zahl verkleinern immer noch.
So kanst du jeden Raum erweitern und verengern, So kanst du jede Zeit verkürzen und verlängern.
Und so verlangsamen kanst du und vergeschwindern Jede Bewegung auch, vermehren und vermindern.
So haben diese vier, Zahl, Raum, Bewegung, Zeit, Nach beiden Seiten hin zwiefach Unendlichkeit.
Und wie sie wechselnd sich verbinden und bedingen, Siehst du unendliche Verhältnisse entspringen.
Doch unerschütterlich auf den vier Pfeilern steht Der Mathematik Bau in kalter Majestät.
Dieselbe Grundlag' hält und trägt den Bau der Welt; Wo aber ist der Geist, der selbst sie trägt und hält?
29.
Vier Dinge ſind zugleich unendlich weit und ſchmal, Unendlich groß und klein: Zeit, Raum, Bewegung, Zahl.
Du kanſt die groͤſte Zahl vergroͤßern immer doch, Du kanſt die kleinſte Zahl verkleinern immer noch.
So kanſt du jeden Raum erweitern und verengern, So kanſt du jede Zeit verkuͤrzen und verlaͤngern.
Und ſo verlangſamen kanſt du und vergeſchwindern Jede Bewegung auch, vermehren und vermindern.
So haben dieſe vier, Zahl, Raum, Bewegung, Zeit, Nach beiden Seiten hin zwiefach Unendlichkeit.
Und wie ſie wechſelnd ſich verbinden und bedingen, Siehſt du unendliche Verhaͤltniſſe entſpringen.
Doch unerſchuͤtterlich auf den vier Pfeilern ſteht Der Mathematik Bau in kalter Majeſtaͤt.
Dieſelbe Grundlag' haͤlt und traͤgt den Bau der Welt; Wo aber iſt der Geiſt, der ſelbſt ſie traͤgt und haͤlt?
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Vier Dinge ſind zugleich unendlich weit und ſchmal,
Unendlich groß und klein: Zeit, Raum, Bewegung, Zahl.
Du kanſt die groͤſte Zahl vergroͤßern immer doch,
Du kanſt die kleinſte Zahl verkleinern immer noch.
So kanſt du jeden Raum erweitern und verengern,
So kanſt du jede Zeit verkuͤrzen und verlaͤngern.
Und ſo verlangſamen kanſt du und vergeſchwindern
Jede Bewegung auch, vermehren und vermindern.
So haben dieſe vier, Zahl, Raum, Bewegung, Zeit,
Nach beiden Seiten hin zwiefach Unendlichkeit.
Und wie ſie wechſelnd ſich verbinden und bedingen,
Siehſt du unendliche Verhaͤltniſſe entſpringen.
Doch unerſchuͤtterlich auf den vier Pfeilern ſteht
Der Mathematik Bau in kalter Majeſtaͤt.
Dieſelbe Grundlag' haͤlt und traͤgt den Bau der Welt;
Wo aber iſt der Geiſt, der ſelbſt ſie traͤgt und haͤlt?
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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/136>, abgerufen am 22.02.2025.
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