Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.So in sein Leben theilt sich der getheilte Trieb; Nicht Vogel und nicht Fisch, was ist er? ein Amfib; Das nicht ganz Fisch mehr ist, dem stummen Abgrund eigen, Doch auch noch nicht ganz Thier, ans feste Land zu steigen; Das jetzo sich erhebt, und schöpft zu leben Luft, Dann wieder sich begräbt in feuchten Moderduft. Im innerlichen Streit mit sich befangen ewig, Die ganze Lebenszeit bleibt es hindurch beidlebig. Wird auch die Menschheit so in alle Ewigkeit Hier bleiben unerlöst von der Beidlebigkeit? Wird nie ihr bessrer Geist sie ihren niedren Wiegen Entraffen, um mit ihr von Höh zu Höh zu fliegen? Soll immer nur der Geist allein, als wie der Schwan, Geschieden von dem Leib, sich schwingen himmelan? So in ſein Leben theilt ſich der getheilte Trieb; Nicht Vogel und nicht Fiſch, was iſt er? ein Amfib; Das nicht ganz Fiſch mehr iſt, dem ſtummen Abgrund eigen, Doch auch noch nicht ganz Thier, ans feſte Land zu ſteigen; Das jetzo ſich erhebt, und ſchoͤpft zu leben Luft, Dann wieder ſich begraͤbt in feuchten Moderduft. Im innerlichen Streit mit ſich befangen ewig, Die ganze Lebenszeit bleibt es hindurch beidlebig. Wird auch die Menſchheit ſo in alle Ewigkeit Hier bleiben unerloͤſt von der Beidlebigkeit? Wird nie ihr beſſrer Geiſt ſie ihren niedren Wiegen Entraffen, um mit ihr von Hoͤh zu Hoͤh zu fliegen? Soll immer nur der Geiſt allein, als wie der Schwan, Geſchieden von dem Leib, ſich ſchwingen himmelan? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0143" n="133"/> <lg n="3"> <l>So in ſein Leben theilt ſich der getheilte Trieb;</l><lb/> <l>Nicht Vogel und nicht Fiſch, was iſt er? ein Amfib;</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Das nicht ganz Fiſch mehr iſt, dem ſtummen Abgrund eigen,</l><lb/> <l>Doch auch noch nicht ganz Thier, ans feſte Land zu ſteigen;</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Das jetzo ſich erhebt, und ſchoͤpft zu leben Luft,</l><lb/> <l>Dann wieder ſich begraͤbt in feuchten Moderduft.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Im innerlichen Streit mit ſich befangen ewig,</l><lb/> <l>Die ganze Lebenszeit bleibt es hindurch beidlebig.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Wird auch die Menſchheit ſo in alle Ewigkeit</l><lb/> <l>Hier bleiben unerloͤſt von der Beidlebigkeit?</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Wird nie ihr beſſrer Geiſt ſie ihren niedren Wiegen</l><lb/> <l>Entraffen, um mit ihr von Hoͤh zu Hoͤh zu fliegen?</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Soll immer nur der Geiſt allein, als wie der Schwan,</l><lb/> <l>Geſchieden von dem Leib, ſich ſchwingen himmelan?</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [133/0143]
So in ſein Leben theilt ſich der getheilte Trieb;
Nicht Vogel und nicht Fiſch, was iſt er? ein Amfib;
Das nicht ganz Fiſch mehr iſt, dem ſtummen Abgrund eigen,
Doch auch noch nicht ganz Thier, ans feſte Land zu ſteigen;
Das jetzo ſich erhebt, und ſchoͤpft zu leben Luft,
Dann wieder ſich begraͤbt in feuchten Moderduft.
Im innerlichen Streit mit ſich befangen ewig,
Die ganze Lebenszeit bleibt es hindurch beidlebig.
Wird auch die Menſchheit ſo in alle Ewigkeit
Hier bleiben unerloͤſt von der Beidlebigkeit?
Wird nie ihr beſſrer Geiſt ſie ihren niedren Wiegen
Entraffen, um mit ihr von Hoͤh zu Hoͤh zu fliegen?
Soll immer nur der Geiſt allein, als wie der Schwan,
Geſchieden von dem Leib, ſich ſchwingen himmelan?
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