Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.151. Willst du dem Irrenden klar seinen Irrthum machen, So sieh, von welcher Seit' er angesehn die Sachen. Räum' ein, die Sache sei von dieser Seite wahr, Und mach' ihm nebenbei die andern Seiten klar. 152. Der Mensch ist nicht so schlimm als seine Thaten zeigen, Denn seine Thaten sind zum kleinsten Theil ihm eigen. Nimmst du die Zuthat weg von Zufall, Unverstand, Nachlässigkeit; was bleibt als That der freien Hand? Nichts Böses überhaupt thut er villeicht aus Trieb Zum Bösen, sondern weil zu thun nichts andres blieb. Laßt ihn das Gute thun, gebt ihm zum Guten Raum; Und Böses dann zu thun fällt ihm nicht ein im Traum. 151. Willſt du dem Irrenden klar ſeinen Irrthum machen, So ſieh, von welcher Seit' er angeſehn die Sachen. Raͤum' ein, die Sache ſei von dieſer Seite wahr, Und mach' ihm nebenbei die andern Seiten klar. 152. Der Menſch iſt nicht ſo ſchlimm als ſeine Thaten zeigen, Denn ſeine Thaten ſind zum kleinſten Theil ihm eigen. Nimmſt du die Zuthat weg von Zufall, Unverſtand, Nachlaͤſſigkeit; was bleibt als That der freien Hand? Nichts Boͤſes uͤberhaupt thut er villeicht aus Trieb Zum Boͤſen, ſondern weil zu thun nichts andres blieb. Laßt ihn das Gute thun, gebt ihm zum Guten Raum; Und Boͤſes dann zu thun faͤllt ihm nicht ein im Traum. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0246" n="236"/> <div n="2"> <head>151.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Willſt du dem Irrenden klar ſeinen Irrthum machen,</l><lb/> <l>So ſieh, von welcher Seit' er angeſehn die Sachen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Raͤum' ein, die Sache ſei von dieſer Seite wahr,</l><lb/> <l>Und mach' ihm nebenbei die andern Seiten klar.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>152.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der Menſch iſt nicht ſo ſchlimm als ſeine Thaten zeigen,</l><lb/> <l>Denn ſeine Thaten ſind zum kleinſten Theil ihm eigen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Nimmſt du die Zuthat weg von Zufall, Unverſtand,</l><lb/> <l>Nachlaͤſſigkeit; was bleibt als That der freien Hand?</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Nichts Boͤſes uͤberhaupt thut er villeicht aus Trieb</l><lb/> <l>Zum Boͤſen, ſondern weil zu thun nichts andres blieb.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Laßt ihn das Gute thun, gebt ihm zum Guten Raum;</l><lb/> <l>Und Boͤſes dann zu thun faͤllt ihm nicht ein im Traum.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [236/0246]
151.
Willſt du dem Irrenden klar ſeinen Irrthum machen,
So ſieh, von welcher Seit' er angeſehn die Sachen.
Raͤum' ein, die Sache ſei von dieſer Seite wahr,
Und mach' ihm nebenbei die andern Seiten klar.
152.
Der Menſch iſt nicht ſo ſchlimm als ſeine Thaten zeigen,
Denn ſeine Thaten ſind zum kleinſten Theil ihm eigen.
Nimmſt du die Zuthat weg von Zufall, Unverſtand,
Nachlaͤſſigkeit; was bleibt als That der freien Hand?
Nichts Boͤſes uͤberhaupt thut er villeicht aus Trieb
Zum Boͤſen, ſondern weil zu thun nichts andres blieb.
Laßt ihn das Gute thun, gebt ihm zum Guten Raum;
Und Boͤſes dann zu thun faͤllt ihm nicht ein im Traum.
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