Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.Doch wie das Kindlein nun, gewöhnt der neuen Lust, Nichtmehr zurück zum Schooß sich sehnet von der Brust; So wird die Seele bald, von höherm Licht umfangen, Zum dunkeln Aufenthalt nicht mehr zurück verlangen. 159. Du bist gegangen und wir gehn dir alle nach; Du giengst zur Ruh und wir sind noch ein Weilchen wach. Vielmehr wir schlafen noch, du bist vom Traum erwacht; O Leben, Spreu und Wind, o schwerer Traum der Nacht! Was ists, das weiter wir hier zu besorgen haben, Als eins das andere anständig zu begraben! Doch wie das Kindlein nun, gewoͤhnt der neuen Luſt, Nichtmehr zuruͤck zum Schooß ſich ſehnet von der Bruſt; So wird die Seele bald, von hoͤherm Licht umfangen, Zum dunkeln Aufenthalt nicht mehr zuruͤck verlangen. 159. Du biſt gegangen und wir gehn dir alle nach; Du giengſt zur Ruh und wir ſind noch ein Weilchen wach. Vielmehr wir ſchlafen noch, du biſt vom Traum erwacht; O Leben, Spreu und Wind, o ſchwerer Traum der Nacht! Was iſts, das weiter wir hier zu beſorgen haben, Als eins das andere anſtaͤndig zu begraben! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0250" n="240"/> <lg n="4"> <l>Doch wie das Kindlein nun, gewoͤhnt der neuen Luſt,</l><lb/> <l>Nichtmehr zuruͤck zum Schooß ſich ſehnet von der Bruſt;</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>So wird die Seele bald, von hoͤherm Licht umfangen,</l><lb/> <l>Zum dunkeln Aufenthalt nicht mehr zuruͤck verlangen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>159.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Du biſt gegangen und wir gehn dir alle nach;</l><lb/> <l>Du giengſt zur Ruh und wir ſind noch ein Weilchen wach.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Vielmehr wir ſchlafen noch, du biſt vom Traum erwacht;</l><lb/> <l>O Leben, Spreu und Wind, o ſchwerer Traum der Nacht!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Was iſts, das weiter wir hier zu beſorgen haben,</l><lb/> <l>Als eins das andere anſtaͤndig zu begraben!</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [240/0250]
Doch wie das Kindlein nun, gewoͤhnt der neuen Luſt,
Nichtmehr zuruͤck zum Schooß ſich ſehnet von der Bruſt;
So wird die Seele bald, von hoͤherm Licht umfangen,
Zum dunkeln Aufenthalt nicht mehr zuruͤck verlangen.
159.
Du biſt gegangen und wir gehn dir alle nach;
Du giengſt zur Ruh und wir ſind noch ein Weilchen wach.
Vielmehr wir ſchlafen noch, du biſt vom Traum erwacht;
O Leben, Spreu und Wind, o ſchwerer Traum der Nacht!
Was iſts, das weiter wir hier zu beſorgen haben,
Als eins das andere anſtaͤndig zu begraben!
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