Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.37. Der Apfel fällt, gereift, in seines Gärtners Hand; So fällt in Gott ein Geist, der seine Reife fand. Wol fällt ein Apfel auch, zu früh vom Sturm gebrochen, Von Willkür abgepflückt, oder vom Wurm gestochen. Doch hierin ist der Baum im engen Gartenraum Hoch überragt und weit vom Weltengartenbaum, Den solch ein Gärtner zieht, der auch dem Sturm befihlt, Den keine Willkür stört, kein schwacher Wurm bestihlt; Und sicher fühlest du's: von ihm wird hingenommen Zum Heile jede Frucht, wann ihre Zeit gekommen. Villeicht erschien sie dir von außen nicht gestreift, Sie aber, glaub' es mir, war innerlich gereift. 37. Der Apfel faͤllt, gereift, in ſeines Gaͤrtners Hand; So faͤllt in Gott ein Geiſt, der ſeine Reife fand. Wol faͤllt ein Apfel auch, zu fruͤh vom Sturm gebrochen, Von Willkuͤr abgepfluͤckt, oder vom Wurm geſtochen. Doch hierin iſt der Baum im engen Gartenraum Hoch uͤberragt und weit vom Weltengartenbaum, Den ſolch ein Gaͤrtner zieht, der auch dem Sturm befihlt, Den keine Willkuͤr ſtoͤrt, kein ſchwacher Wurm beſtihlt; Und ſicher fuͤhleſt du's: von ihm wird hingenommen Zum Heile jede Frucht, wann ihre Zeit gekommen. Villeicht erſchien ſie dir von außen nicht geſtreift, Sie aber, glaub' es mir, war innerlich gereift. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0041" n="31"/> <div n="2"> <head>37.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der Apfel faͤllt, gereift, in ſeines Gaͤrtners Hand;</l><lb/> <l>So faͤllt in Gott ein Geiſt, der ſeine Reife fand.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wol faͤllt ein Apfel auch, zu fruͤh vom Sturm gebrochen,</l><lb/> <l>Von Willkuͤr abgepfluͤckt, oder vom Wurm geſtochen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Doch hierin iſt der Baum im engen Gartenraum</l><lb/> <l>Hoch uͤberragt und weit vom Weltengartenbaum,</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Den ſolch ein Gaͤrtner zieht, der auch dem Sturm befihlt,</l><lb/> <l>Den keine Willkuͤr ſtoͤrt, kein ſchwacher Wurm beſtihlt;</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Und ſicher fuͤhleſt du's: von ihm wird hingenommen</l><lb/> <l>Zum Heile jede Frucht, wann ihre Zeit gekommen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Villeicht erſchien ſie dir von außen nicht geſtreift,</l><lb/> <l>Sie aber, glaub' es mir, war innerlich gereift.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [31/0041]
37.
Der Apfel faͤllt, gereift, in ſeines Gaͤrtners Hand;
So faͤllt in Gott ein Geiſt, der ſeine Reife fand.
Wol faͤllt ein Apfel auch, zu fruͤh vom Sturm gebrochen,
Von Willkuͤr abgepfluͤckt, oder vom Wurm geſtochen.
Doch hierin iſt der Baum im engen Gartenraum
Hoch uͤberragt und weit vom Weltengartenbaum,
Den ſolch ein Gaͤrtner zieht, der auch dem Sturm befihlt,
Den keine Willkuͤr ſtoͤrt, kein ſchwacher Wurm beſtihlt;
Und ſicher fuͤhleſt du's: von ihm wird hingenommen
Zum Heile jede Frucht, wann ihre Zeit gekommen.
Villeicht erſchien ſie dir von außen nicht geſtreift,
Sie aber, glaub' es mir, war innerlich gereift.
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