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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.

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45.
Der Gärtner liefert mir zum Schmuck in meinem Zimmer
Blumen von Zeit zu Zeit, neu blühnde Blumen immer.
Da stehn sie denn solang als sie in Blüte stehn,
Und müßen abgeblüht zurück zum Gärtner gehn.
Ich habe den Genuß, der Gärtner hat die Mühen,
Nur blühen seh' ich sie, er sorget daß sie blühen.
Was mir der Gärtner ist, das ist der Dichter euch,
Der Blüt' und Blume zieht am kahlen Weltgesträuch.
Ihr habt den Augenblick des Aufgehns zu genießen,
Doch das ist seine Lust stets neue zu erschließen.

45.
Der Gaͤrtner liefert mir zum Schmuck in meinem Zimmer
Blumen von Zeit zu Zeit, neu bluͤhnde Blumen immer.
Da ſtehn ſie denn ſolang als ſie in Bluͤte ſtehn,
Und muͤßen abgebluͤht zuruͤck zum Gaͤrtner gehn.
Ich habe den Genuß, der Gaͤrtner hat die Muͤhen,
Nur bluͤhen ſeh' ich ſie, er ſorget daß ſie bluͤhen.
Was mir der Gaͤrtner iſt, das iſt der Dichter euch,
Der Bluͤt' und Blume zieht am kahlen Weltgeſtraͤuch.
Ihr habt den Augenblick des Aufgehns zu genießen,
Doch das iſt ſeine Luſt ſtets neue zu erſchließen.

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[38/0048] 45. Der Gaͤrtner liefert mir zum Schmuck in meinem Zimmer Blumen von Zeit zu Zeit, neu bluͤhnde Blumen immer. Da ſtehn ſie denn ſolang als ſie in Bluͤte ſtehn, Und muͤßen abgebluͤht zuruͤck zum Gaͤrtner gehn. Ich habe den Genuß, der Gaͤrtner hat die Muͤhen, Nur bluͤhen ſeh' ich ſie, er ſorget daß ſie bluͤhen. Was mir der Gaͤrtner iſt, das iſt der Dichter euch, Der Bluͤt' und Blume zieht am kahlen Weltgeſtraͤuch. Ihr habt den Augenblick des Aufgehns zu genießen, Doch das iſt ſeine Luſt ſtets neue zu erſchließen.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/48>, abgerufen am 23.11.2024.