Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.40. Das Wissen ist ein Quell, der unversieglich quillt, Den nie der Durst erschöpft, und der den Durst nie stillt. Jemehr er Lust dir gab, jemehr du lüstern bist; Ich weiß nicht, ob sein Lob dis oder Tadel ist. 41. Es gibt ein Jenseit, das herein ins Disseit reicht; Kein Herz ist, das davon nicht ein Gefühl beschleicht. Umschlungen hält es dich, umrungen und durchdrungen; Du fühlst, es ist nicht dir, du selbst bist ihm entsprungen. Du weißt nicht, was es ist, doch hörst du daß es spricht, Lieb' ist es und nicht Haß, nicht Finster, sondern Licht. Es ist das Wirkliche, das Wahrheit in dir wirkt, Das Unerklärliche, des Klarheit dich umzirkt. Rückert, Lehrgedicht IV. 7
40. Das Wiſſen iſt ein Quell, der unverſieglich quillt, Den nie der Durſt erſchoͤpft, und der den Durſt nie ſtillt. Jemehr er Luſt dir gab, jemehr du luͤſtern biſt; Ich weiß nicht, ob ſein Lob dis oder Tadel iſt. 41. Es gibt ein Jenſeit, das herein ins Diſſeit reicht; Kein Herz iſt, das davon nicht ein Gefuͤhl beſchleicht. Umſchlungen haͤlt es dich, umrungen und durchdrungen; Du fuͤhlſt, es iſt nicht dir, du ſelbſt biſt ihm entſprungen. Du weißt nicht, was es iſt, doch hoͤrſt du daß es ſpricht, Lieb' iſt es und nicht Haß, nicht Finſter, ſondern Licht. Es iſt das Wirkliche, das Wahrheit in dir wirkt, Das Unerklaͤrliche, des Klarheit dich umzirkt. Ruͤckert, Lehrgedicht IV. 7
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0155" n="145"/> <div n="2"> <head>40.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Das Wiſſen iſt ein Quell, der unverſieglich quillt,</l><lb/> <l>Den nie der Durſt erſchoͤpft, und der den Durſt nie ſtillt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Jemehr er Luſt dir gab, jemehr du luͤſtern biſt;</l><lb/> <l>Ich weiß nicht, ob ſein Lob dis oder Tadel iſt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>41.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Es gibt ein Jenſeit, das herein ins Diſſeit reicht;</l><lb/> <l>Kein Herz iſt, das davon nicht ein Gefuͤhl beſchleicht.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Umſchlungen haͤlt es dich, umrungen und durchdrungen;</l><lb/> <l>Du fuͤhlſt, es iſt nicht dir, du ſelbſt biſt ihm entſprungen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Du weißt nicht, was es iſt, doch hoͤrſt du daß es ſpricht,</l><lb/> <l>Lieb' iſt es und nicht Haß, nicht Finſter, ſondern Licht.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Es iſt das Wirkliche, das Wahrheit in dir wirkt,</l><lb/> <l>Das Unerklaͤrliche, des Klarheit dich umzirkt.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Ruͤckert</hi>, Lehrgedicht IV. 7</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [145/0155]
40.
Das Wiſſen iſt ein Quell, der unverſieglich quillt,
Den nie der Durſt erſchoͤpft, und der den Durſt nie ſtillt.
Jemehr er Luſt dir gab, jemehr du luͤſtern biſt;
Ich weiß nicht, ob ſein Lob dis oder Tadel iſt.
41.
Es gibt ein Jenſeit, das herein ins Diſſeit reicht;
Kein Herz iſt, das davon nicht ein Gefuͤhl beſchleicht.
Umſchlungen haͤlt es dich, umrungen und durchdrungen;
Du fuͤhlſt, es iſt nicht dir, du ſelbſt biſt ihm entſprungen.
Du weißt nicht, was es iſt, doch hoͤrſt du daß es ſpricht,
Lieb' iſt es und nicht Haß, nicht Finſter, ſondern Licht.
Es iſt das Wirkliche, das Wahrheit in dir wirkt,
Das Unerklaͤrliche, des Klarheit dich umzirkt.
Ruͤckert, Lehrgedicht IV. 7
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |