Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.45. Laß trösten dich, mein Sohn, für eines Augs Verlust! Bewahre doppelt rein den Sinn in deiner Brust! So wird der Himmel voll dir durch Ein Auge stralen, Und sanft auf Seelengrund das Bild der Welt sich malen. Das ist dir besser als wenn unversehrt vom Leide, Von Leidenschaft getrübt, du hättest alle beide. 46. Als die Erscheinungen dir allererst erschienen, Sahst du sie regellos, und kein Gesetz in ihnen. Mit Freude wurdest du dann ein Gesetz gewahr, Und unterordnen willst du ihm nun Alles gar. Warum bedenkst du nicht?: da wo du hast entdeckt Der Regeln eine, sind wol andre noch versteckt. 45. Laß troͤſten dich, mein Sohn, fuͤr eines Augs Verluſt! Bewahre doppelt rein den Sinn in deiner Bruſt! So wird der Himmel voll dir durch Ein Auge ſtralen, Und ſanft auf Seelengrund das Bild der Welt ſich malen. Das iſt dir beſſer als wenn unverſehrt vom Leide, Von Leidenſchaft getruͤbt, du haͤtteſt alle beide. 46. Als die Erſcheinungen dir allererſt erſchienen, Sahſt du ſie regellos, und kein Geſetz in ihnen. Mit Freude wurdeſt du dann ein Geſetz gewahr, Und unterordnen willſt du ihm nun Alles gar. Warum bedenkſt du nicht?: da wo du haſt entdeckt Der Regeln eine, ſind wol andre noch verſteckt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0159" n="149"/> <div n="2"> <head>45.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Laß troͤſten dich, mein Sohn, fuͤr eines Augs Verluſt!</l><lb/> <l>Bewahre doppelt rein den Sinn in deiner Bruſt!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>So wird der Himmel voll dir durch Ein Auge ſtralen,</l><lb/> <l>Und ſanft auf Seelengrund das Bild der Welt ſich malen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Das iſt dir beſſer als wenn unverſehrt vom Leide,</l><lb/> <l>Von Leidenſchaft getruͤbt, du haͤtteſt alle beide.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>46.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Als die Erſcheinungen dir allererſt erſchienen,</l><lb/> <l>Sahſt du ſie regellos, und kein Geſetz in ihnen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Mit Freude wurdeſt du dann ein Geſetz gewahr,</l><lb/> <l>Und unterordnen willſt du ihm nun Alles gar.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Warum bedenkſt du nicht?: da wo du haſt entdeckt</l><lb/> <l>Der Regeln eine, ſind wol andre noch verſteckt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [149/0159]
45.
Laß troͤſten dich, mein Sohn, fuͤr eines Augs Verluſt!
Bewahre doppelt rein den Sinn in deiner Bruſt!
So wird der Himmel voll dir durch Ein Auge ſtralen,
Und ſanft auf Seelengrund das Bild der Welt ſich malen.
Das iſt dir beſſer als wenn unverſehrt vom Leide,
Von Leidenſchaft getruͤbt, du haͤtteſt alle beide.
46.
Als die Erſcheinungen dir allererſt erſchienen,
Sahſt du ſie regellos, und kein Geſetz in ihnen.
Mit Freude wurdeſt du dann ein Geſetz gewahr,
Und unterordnen willſt du ihm nun Alles gar.
Warum bedenkſt du nicht?: da wo du haſt entdeckt
Der Regeln eine, ſind wol andre noch verſteckt.
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