Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.91. Botaniker zugleich wer ist und Astronom, Betrachtet wechselweis Erdflur und Himmelsdom. Und eines würd' er oft beim andern gar versäumen, Blühte zu gleicher Zeit sein Flor in beiden Räumen. Doch ihm zum Glücke gehn die Stern' auf in der Nacht, Und zu am Morgen, wann der Blumen Aug' erwacht. Mir ist es nicht wie ihm geworden ganz so gut, Da wol mein Doppelkram einander Eintrag thut: Poetische Blumenles' und hohes Spekuliren, Von einem muß ich mich zum andern hin verlieren. Das eine würd' ich denn verlieren überm andern, Wenn ich von diesem weit zu jenem müßte wandern. Die Auskunft traf ich drum hier beides zu vereinen, Wo Stern' und Blumen durch einander blühn im Kleinen. 91. Botaniker zugleich wer iſt und Aſtronom, Betrachtet wechſelweis Erdflur und Himmelsdom. Und eines wuͤrd' er oft beim andern gar verſaͤumen, Bluͤhte zu gleicher Zeit ſein Flor in beiden Raͤumen. Doch ihm zum Gluͤcke gehn die Stern' auf in der Nacht, Und zu am Morgen, wann der Blumen Aug' erwacht. Mir iſt es nicht wie ihm geworden ganz ſo gut, Da wol mein Doppelkram einander Eintrag thut: Poetiſche Blumenleſ' und hohes Spekuliren, Von einem muß ich mich zum andern hin verlieren. Das eine wuͤrd' ich denn verlieren uͤberm andern, Wenn ich von dieſem weit zu jenem muͤßte wandern. Die Auskunft traf ich drum hier beides zu vereinen, Wo Stern' und Blumen durch einander bluͤhn im Kleinen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0201" n="191"/> <div n="2"> <head>91.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Botaniker zugleich wer iſt und Aſtronom,</l><lb/> <l>Betrachtet wechſelweis Erdflur und Himmelsdom.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und eines wuͤrd' er oft beim andern gar verſaͤumen,</l><lb/> <l>Bluͤhte zu gleicher Zeit ſein Flor in beiden Raͤumen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Doch ihm zum Gluͤcke gehn die Stern' auf in der Nacht,</l><lb/> <l>Und zu am Morgen, wann der Blumen Aug' erwacht.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Mir iſt es nicht wie ihm geworden ganz ſo gut,</l><lb/> <l>Da wol mein Doppelkram einander Eintrag thut:</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Poetiſche Blumenleſ' und hohes Spekuliren,</l><lb/> <l>Von einem muß ich mich zum andern hin verlieren.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Das eine wuͤrd' ich denn verlieren uͤberm andern,</l><lb/> <l>Wenn ich von dieſem weit zu jenem muͤßte wandern.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Die Auskunft traf ich drum hier beides zu vereinen,</l><lb/> <l>Wo Stern' und Blumen durch einander bluͤhn im Kleinen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [191/0201]
91.
Botaniker zugleich wer iſt und Aſtronom,
Betrachtet wechſelweis Erdflur und Himmelsdom.
Und eines wuͤrd' er oft beim andern gar verſaͤumen,
Bluͤhte zu gleicher Zeit ſein Flor in beiden Raͤumen.
Doch ihm zum Gluͤcke gehn die Stern' auf in der Nacht,
Und zu am Morgen, wann der Blumen Aug' erwacht.
Mir iſt es nicht wie ihm geworden ganz ſo gut,
Da wol mein Doppelkram einander Eintrag thut:
Poetiſche Blumenleſ' und hohes Spekuliren,
Von einem muß ich mich zum andern hin verlieren.
Das eine wuͤrd' ich denn verlieren uͤberm andern,
Wenn ich von dieſem weit zu jenem muͤßte wandern.
Die Auskunft traf ich drum hier beides zu vereinen,
Wo Stern' und Blumen durch einander bluͤhn im Kleinen.
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