Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.14. Mein Sohn, erwarte nicht, daß dich die Leute warnen Vor Bösem, eh davon du lässest dich umgarnen. Sie werden zusehn bis um dich es schlug zusammen, Um zu beklagen dann dich oder zu verdammen, Und sich zu freuen, daß sie besser sind als du, Wo nicht, doch glücklicher; drum sieh beizeiten zu, Mein Sohn, die Welt kann dich nur führen in Gefahren; Dich hüten mußt du selbst, und Gott muß dich bewahren. Mein Sohn, ich lehre dich, was ich an mir erfuhr: Die Welt nimmt Theil mit Lust an unserm Schaden nur. 15. Soll tragen mit Geduld dein Lehrling Lernbeschwerden, So mußt du Lehrer selbst nicht ungeduldig werden. Denn Schweres hat zu thun der Lehrling wie der Lehrer, Das leichter durch Geduld, durch Ungeduld wird schwerer. 14. Mein Sohn, erwarte nicht, daß dich die Leute warnen Vor Boͤſem, eh davon du laͤſſeſt dich umgarnen. Sie werden zuſehn bis um dich es ſchlug zuſammen, Um zu beklagen dann dich oder zu verdammen, Und ſich zu freuen, daß ſie beſſer ſind als du, Wo nicht, doch gluͤcklicher; drum ſieh beizeiten zu, Mein Sohn, die Welt kann dich nur fuͤhren in Gefahren; Dich huͤten mußt du ſelbſt, und Gott muß dich bewahren. Mein Sohn, ich lehre dich, was ich an mir erfuhr: Die Welt nimmt Theil mit Luſt an unſerm Schaden nur. 15. Soll tragen mit Geduld dein Lehrling Lernbeſchwerden, So mußt du Lehrer ſelbſt nicht ungeduldig werden. Denn Schweres hat zu thun der Lehrling wie der Lehrer, Das leichter durch Geduld, durch Ungeduld wird ſchwerer. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0021" n="11"/> <div n="2"> <head>14.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Mein Sohn, erwarte nicht, daß dich die Leute warnen</l><lb/> <l>Vor Boͤſem, eh davon du laͤſſeſt dich umgarnen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Sie werden zuſehn bis um dich es ſchlug zuſammen,</l><lb/> <l>Um zu beklagen dann dich oder zu verdammen,</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und ſich zu freuen, daß ſie beſſer ſind als du,</l><lb/> <l>Wo nicht, doch gluͤcklicher; drum ſieh beizeiten zu,</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Mein Sohn, die Welt kann dich nur fuͤhren in Gefahren;</l><lb/> <l>Dich huͤten mußt du ſelbſt, und Gott muß dich bewahren.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Mein Sohn, ich lehre dich, was ich an mir erfuhr:</l><lb/> <l>Die Welt nimmt Theil mit Luſt an unſerm Schaden nur.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>15.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Soll tragen mit Geduld dein Lehrling Lernbeſchwerden,</l><lb/> <l>So mußt du Lehrer ſelbſt nicht ungeduldig werden.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Denn Schweres hat zu thun der Lehrling wie der Lehrer,</l><lb/> <l>Das leichter durch Geduld, durch Ungeduld wird ſchwerer.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [11/0021]
14.
Mein Sohn, erwarte nicht, daß dich die Leute warnen
Vor Boͤſem, eh davon du laͤſſeſt dich umgarnen.
Sie werden zuſehn bis um dich es ſchlug zuſammen,
Um zu beklagen dann dich oder zu verdammen,
Und ſich zu freuen, daß ſie beſſer ſind als du,
Wo nicht, doch gluͤcklicher; drum ſieh beizeiten zu,
Mein Sohn, die Welt kann dich nur fuͤhren in Gefahren;
Dich huͤten mußt du ſelbſt, und Gott muß dich bewahren.
Mein Sohn, ich lehre dich, was ich an mir erfuhr:
Die Welt nimmt Theil mit Luſt an unſerm Schaden nur.
15.
Soll tragen mit Geduld dein Lehrling Lernbeſchwerden,
So mußt du Lehrer ſelbſt nicht ungeduldig werden.
Denn Schweres hat zu thun der Lehrling wie der Lehrer,
Das leichter durch Geduld, durch Ungeduld wird ſchwerer.
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