Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.163. Was ist Verneinung wol im Denken und im Wort? Bejahung nur, die rückt von dem zu jenem fort. Dies Weiterrücken selbst erscheinet dreierlei, Doch leicht erkennest du: im Grund ist eins das drei. Das Gehn wird zum Vergehn, das Schlagen zum Erschlagen; Aufhebt sich jede Kraft, zu ihrem Ziel getragen. Von dem du jetzo sagst: es ist, sagst du: es war, Im nächsten Nu; das Seyn stellt sich als Nichtseyn dar. Worauf du denkend siehst, das wird von dir empfunden Als etwas; siehst du weg, zum Nichts ist es geschwunden. Im Rücken also durch die Zeit und durch den Ort, Und durch Gedanken, rückt zum Tod das Leben fort. In dieser Rücksicht nur wird dir zum Nein das Ja Nicht für sich selbst ists nicht, für dich nur ists nicht da. 163. Was iſt Verneinung wol im Denken und im Wort? Bejahung nur, die ruͤckt von dem zu jenem fort. Dies Weiterruͤcken ſelbſt erſcheinet dreierlei, Doch leicht erkenneſt du: im Grund iſt eins das drei. Das Gehn wird zum Vergehn, das Schlagen zum Erſchlagen; Aufhebt ſich jede Kraft, zu ihrem Ziel getragen. Von dem du jetzo ſagſt: es iſt, ſagſt du: es war, Im naͤchſten Nu; das Seyn ſtellt ſich als Nichtſeyn dar. Worauf du denkend ſiehſt, das wird von dir empfunden Als etwas; ſiehſt du weg, zum Nichts iſt es geſchwunden. Im Ruͤcken alſo durch die Zeit und durch den Ort, Und durch Gedanken, ruͤckt zum Tod das Leben fort. In dieſer Ruͤckſicht nur wird dir zum Nein das Ja Nicht fuͤr ſich ſelbſt iſts nicht, fuͤr dich nur iſts nicht da. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0252" n="242"/> <div n="2"> <head>163.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Was iſt Verneinung wol im Denken und im Wort?</l><lb/> <l>Bejahung nur, die ruͤckt von dem zu jenem fort.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Dies Weiterruͤcken ſelbſt erſcheinet dreierlei,</l><lb/> <l>Doch leicht erkenneſt du: im Grund iſt eins das drei.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Das Gehn wird zum Vergehn, das Schlagen zum Erſchlagen;</l><lb/> <l>Aufhebt ſich jede Kraft, zu ihrem Ziel getragen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Von dem du jetzo ſagſt: es iſt, ſagſt du: es war,</l><lb/> <l>Im naͤchſten Nu; das Seyn ſtellt ſich als Nichtſeyn dar.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Worauf du denkend ſiehſt, das wird von dir empfunden</l><lb/> <l>Als etwas; ſiehſt du weg, zum Nichts iſt es geſchwunden.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Im Ruͤcken alſo durch die Zeit und durch den Ort,</l><lb/> <l>Und durch Gedanken, ruͤckt zum Tod das Leben fort.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>In dieſer Ruͤckſicht nur wird dir zum Nein das Ja</l><lb/> <l>Nicht fuͤr ſich ſelbſt iſts nicht, fuͤr dich nur iſts nicht da.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [242/0252]
163.
Was iſt Verneinung wol im Denken und im Wort?
Bejahung nur, die ruͤckt von dem zu jenem fort.
Dies Weiterruͤcken ſelbſt erſcheinet dreierlei,
Doch leicht erkenneſt du: im Grund iſt eins das drei.
Das Gehn wird zum Vergehn, das Schlagen zum Erſchlagen;
Aufhebt ſich jede Kraft, zu ihrem Ziel getragen.
Von dem du jetzo ſagſt: es iſt, ſagſt du: es war,
Im naͤchſten Nu; das Seyn ſtellt ſich als Nichtſeyn dar.
Worauf du denkend ſiehſt, das wird von dir empfunden
Als etwas; ſiehſt du weg, zum Nichts iſt es geſchwunden.
Im Ruͤcken alſo durch die Zeit und durch den Ort,
Und durch Gedanken, ruͤckt zum Tod das Leben fort.
In dieſer Ruͤckſicht nur wird dir zum Nein das Ja
Nicht fuͤr ſich ſelbſt iſts nicht, fuͤr dich nur iſts nicht da.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |