Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.Drum zähle nicht, die Gott gezählet hat, die Zahl Der Haare deines Haupts; wer sie erst zählt, wird kahl. Zähl' deine Freuden nicht! es möchte dir hienieden Bedünken, wenige nur seien dir beschieden. Doch deine Leiden, wenn du sie willst zahllos meinen, Zähle sie nur, damit sie dir gering erscheinen. Wie manchmal mit Bedacht die Rechnung wird gemacht, Die Rechnung ist am End' ohne den Wirth gemacht. Die Summe willst du ziehn, und machst schon deinen Strich, Da macht das Schicksal durch die Rechnung einen Strich. Mit goldnen Gülden glaubst du dich bezahlt, die blechnen Erkennest du zu spät, die Pfennige bei'm Rechnen. Drum zaͤhle nicht, die Gott gezaͤhlet hat, die Zahl Der Haare deines Haupts; wer ſie erſt zaͤhlt, wird kahl. Zaͤhl' deine Freuden nicht! es moͤchte dir hienieden Beduͤnken, wenige nur ſeien dir beſchieden. Doch deine Leiden, wenn du ſie willſt zahllos meinen, Zaͤhle ſie nur, damit ſie dir gering erſcheinen. Wie manchmal mit Bedacht die Rechnung wird gemacht, Die Rechnung iſt am End' ohne den Wirth gemacht. Die Summe willſt du ziehn, und machſt ſchon deinen Strich, Da macht das Schickſal durch die Rechnung einen Strich. Mit goldnen Guͤlden glaubſt du dich bezahlt, die blechnen Erkenneſt du zu ſpaͤt, die Pfennige bei'm Rechnen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0287" n="277"/> <lg n="4"> <l>Drum zaͤhle nicht, die Gott gezaͤhlet hat, die Zahl</l><lb/> <l>Der Haare deines Haupts; wer ſie erſt zaͤhlt, wird kahl.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Zaͤhl' deine Freuden nicht! es moͤchte dir hienieden</l><lb/> <l>Beduͤnken, wenige nur ſeien dir beſchieden.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Doch deine Leiden, wenn du ſie willſt zahllos meinen,</l><lb/> <l>Zaͤhle ſie nur, damit ſie dir gering erſcheinen.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Wie manchmal mit Bedacht die Rechnung wird gemacht,</l><lb/> <l>Die Rechnung iſt am End' ohne den Wirth gemacht.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Die Summe willſt du ziehn, und machſt ſchon deinen Strich,</l><lb/> <l>Da macht das Schickſal durch die Rechnung einen Strich.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Mit goldnen Guͤlden glaubſt du dich bezahlt, die blechnen</l><lb/> <l>Erkenneſt du zu ſpaͤt, die Pfennige bei'm Rechnen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [277/0287]
Drum zaͤhle nicht, die Gott gezaͤhlet hat, die Zahl
Der Haare deines Haupts; wer ſie erſt zaͤhlt, wird kahl.
Zaͤhl' deine Freuden nicht! es moͤchte dir hienieden
Beduͤnken, wenige nur ſeien dir beſchieden.
Doch deine Leiden, wenn du ſie willſt zahllos meinen,
Zaͤhle ſie nur, damit ſie dir gering erſcheinen.
Wie manchmal mit Bedacht die Rechnung wird gemacht,
Die Rechnung iſt am End' ohne den Wirth gemacht.
Die Summe willſt du ziehn, und machſt ſchon deinen Strich,
Da macht das Schickſal durch die Rechnung einen Strich.
Mit goldnen Guͤlden glaubſt du dich bezahlt, die blechnen
Erkenneſt du zu ſpaͤt, die Pfennige bei'm Rechnen.
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