Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.46. Wie oft verirrtest du, wie oft verirrst du noch, Und kommst zu einem Ziel mit allem Irren doch. Nicht sei entschuldiget dein Irregehn, gepriesen Sei einzig Gottes Macht, die dich zurecht gewiesen. 47. Leicht ist's, mit der Natur im Einklang dich empfinden, Wenn sie im wonn'gen Schooß dich wiegt mit weichen Winden. Doch anders, wenn sie an dich haucht mit eis'gem Sturm, Und schauernd du vor ihr dich krümmest wie ein Wurm. Dann fühlest du, daß sie das Leben nicht allein, Der Tod auch ist, und ihr gleichgültig Herz und Stein. Dann danke Gott, der dich nicht gab in ihre Macht, Und nimm dich künftig auch vor ihrer Huld in Acht. 46. Wie oft verirrteſt du, wie oft verirrſt du noch, Und kommſt zu einem Ziel mit allem Irren doch. Nicht ſei entſchuldiget dein Irregehn, geprieſen Sei einzig Gottes Macht, die dich zurecht gewieſen. 47. Leicht iſt's, mit der Natur im Einklang dich empfinden, Wenn ſie im wonn'gen Schooß dich wiegt mit weichen Winden. Doch anders, wenn ſie an dich haucht mit eiſ'gem Sturm, Und ſchauernd du vor ihr dich kruͤmmeſt wie ein Wurm. Dann fuͤhleſt du, daß ſie das Leben nicht allein, Der Tod auch iſt, und ihr gleichguͤltig Herz und Stein. Dann danke Gott, der dich nicht gab in ihre Macht, Und nimm dich kuͤnftig auch vor ihrer Huld in Acht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0305" n="295"/> <div n="2"> <head>46.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wie oft verirrteſt du, wie oft verirrſt du noch,</l><lb/> <l>Und kommſt zu einem Ziel mit allem Irren doch.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Nicht ſei entſchuldiget dein Irregehn, geprieſen</l><lb/> <l>Sei einzig Gottes Macht, die dich zurecht gewieſen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>47.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Leicht iſt's, mit der Natur im Einklang dich empfinden,</l><lb/> <l>Wenn ſie im wonn'gen Schooß dich wiegt mit weichen Winden.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch anders, wenn ſie an dich haucht mit eiſ'gem Sturm,</l><lb/> <l>Und ſchauernd du vor ihr dich kruͤmmeſt wie ein Wurm.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Dann fuͤhleſt du, daß ſie das Leben nicht allein,</l><lb/> <l>Der Tod auch iſt, und ihr gleichguͤltig Herz und Stein.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Dann danke Gott, der dich nicht gab in ihre Macht,</l><lb/> <l>Und nimm dich kuͤnftig auch vor ihrer Huld in Acht.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [295/0305]
46.
Wie oft verirrteſt du, wie oft verirrſt du noch,
Und kommſt zu einem Ziel mit allem Irren doch.
Nicht ſei entſchuldiget dein Irregehn, geprieſen
Sei einzig Gottes Macht, die dich zurecht gewieſen.
47.
Leicht iſt's, mit der Natur im Einklang dich empfinden,
Wenn ſie im wonn'gen Schooß dich wiegt mit weichen Winden.
Doch anders, wenn ſie an dich haucht mit eiſ'gem Sturm,
Und ſchauernd du vor ihr dich kruͤmmeſt wie ein Wurm.
Dann fuͤhleſt du, daß ſie das Leben nicht allein,
Der Tod auch iſt, und ihr gleichguͤltig Herz und Stein.
Dann danke Gott, der dich nicht gab in ihre Macht,
Und nimm dich kuͤnftig auch vor ihrer Huld in Acht.
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