Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.Einmal geschrieben, ists nicht wieder umzuschreiben; Und streichest du's auch aus, so wird der Strich doch bleiben. Und kratzest du es aus, so bleibet doch der Kratz, Und Neues läßt sich nie rein schreiben an dem Platz. 43. Thust du dir was zu gut, so ist dir wohl zu Muth, Doch besser thust du, was auch wohl den andern thut. Das Leben ist nur dem an steten Wonnen reich, Der frohbewußt es sich und andern lebt zugleich. 44. Der Mond am Himmel ist der Sonne beigegeben, Damit sie beid' ein Bild vorhalten unserm Leben. Der Mond bedeutet, daß im Wechsel alles treibt; Die Sonne deutet, was im Wechsel gleich sich bleibt. Einmal geſchrieben, iſts nicht wieder umzuſchreiben; Und ſtreicheſt du's auch aus, ſo wird der Strich doch bleiben. Und kratzeſt du es aus, ſo bleibet doch der Kratz, Und Neues laͤßt ſich nie rein ſchreiben an dem Platz. 43. Thuſt du dir was zu gut, ſo iſt dir wohl zu Muth, Doch beſſer thuſt du, was auch wohl den andern thut. Das Leben iſt nur dem an ſteten Wonnen reich, Der frohbewußt es ſich und andern lebt zugleich. 44. Der Mond am Himmel iſt der Sonne beigegeben, Damit ſie beid' ein Bild vorhalten unſerm Leben. Der Mond bedeutet, daß im Wechſel alles treibt; Die Sonne deutet, was im Wechſel gleich ſich bleibt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0041" n="31"/> <lg n="6"> <l>Einmal geſchrieben, iſts nicht wieder umzuſchreiben;</l><lb/> <l>Und ſtreicheſt du's auch aus, ſo wird der Strich doch bleiben.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Und kratzeſt du es aus, ſo bleibet doch der Kratz,</l><lb/> <l>Und Neues laͤßt ſich nie rein ſchreiben an dem Platz.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>43.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Thuſt du dir was zu gut, ſo iſt dir wohl zu Muth,</l><lb/> <l>Doch beſſer thuſt du, was auch wohl den andern thut.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Das Leben iſt nur dem an ſteten Wonnen reich,</l><lb/> <l>Der frohbewußt es ſich und andern lebt zugleich.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>44.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der Mond am Himmel iſt der Sonne beigegeben,</l><lb/> <l>Damit ſie beid' ein Bild vorhalten unſerm Leben.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Der Mond bedeutet, daß im Wechſel alles treibt;</l><lb/> <l>Die Sonne deutet, was im Wechſel gleich ſich bleibt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [31/0041]
Einmal geſchrieben, iſts nicht wieder umzuſchreiben;
Und ſtreicheſt du's auch aus, ſo wird der Strich doch bleiben.
Und kratzeſt du es aus, ſo bleibet doch der Kratz,
Und Neues laͤßt ſich nie rein ſchreiben an dem Platz.
43.
Thuſt du dir was zu gut, ſo iſt dir wohl zu Muth,
Doch beſſer thuſt du, was auch wohl den andern thut.
Das Leben iſt nur dem an ſteten Wonnen reich,
Der frohbewußt es ſich und andern lebt zugleich.
44.
Der Mond am Himmel iſt der Sonne beigegeben,
Damit ſie beid' ein Bild vorhalten unſerm Leben.
Der Mond bedeutet, daß im Wechſel alles treibt;
Die Sonne deutet, was im Wechſel gleich ſich bleibt.
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