Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.Das bleibe mir bewußt: Nur Gottes Macht besiegeln Wollt' ich in der Natur, nicht drin mich göttlich spiegeln. Und darum dank' ich dir für jeden hellen Blick, Den du mich ließest thun in Leben-Tod-Geschick. Ich danke dir, daß du die Augen mir erschlossen, Durch die von außen auch dein Glanz in mich geflossen. Ich will, solange mir zum Sehn die Augen taugen, Nur deinen Glanz aus Stern- und Blumenaugen saugen. Und soll dem Auge nun das äußre Licht erblinden, So laß als innres dich in meiner Seele finden. Ich habe gnug gesehn, um lebenslang zu malen Ein Bild, wie dein Geschöpf nicht stralt, doch sollte stralen. Das bleibe mir bewußt: Nur Gottes Macht beſiegeln Wollt' ich in der Natur, nicht drin mich goͤttlich ſpiegeln. Und darum dank' ich dir fuͤr jeden hellen Blick, Den du mich ließeſt thun in Leben-Tod-Geſchick. Ich danke dir, daß du die Augen mir erſchloſſen, Durch die von außen auch dein Glanz in mich gefloſſen. Ich will, ſolange mir zum Sehn die Augen taugen, Nur deinen Glanz aus Stern- und Blumenaugen ſaugen. Und ſoll dem Auge nun das aͤußre Licht erblinden, So laß als innres dich in meiner Seele finden. Ich habe gnug geſehn, um lebenslang zu malen Ein Bild, wie dein Geſchoͤpf nicht ſtralt, doch ſollte ſtralen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0190" n="180"/> <lg n="4"> <l>Das bleibe mir bewußt: Nur Gottes Macht beſiegeln</l><lb/> <l>Wollt' ich in der Natur, nicht drin mich goͤttlich ſpiegeln.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Und darum dank' ich dir fuͤr jeden hellen Blick,</l><lb/> <l>Den du mich ließeſt thun in Leben-Tod-Geſchick.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Ich danke dir, daß du die Augen mir erſchloſſen,</l><lb/> <l>Durch die von außen auch dein Glanz in mich gefloſſen.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Ich will, ſolange mir zum Sehn die Augen taugen,</l><lb/> <l>Nur deinen Glanz aus Stern- und Blumenaugen ſaugen.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Und ſoll dem Auge nun das aͤußre Licht erblinden,</l><lb/> <l>So laß als innres dich in meiner Seele finden.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Ich habe gnug geſehn, um lebenslang zu malen</l><lb/> <l>Ein Bild, wie dein Geſchoͤpf nicht ſtralt, doch ſollte ſtralen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [180/0190]
Das bleibe mir bewußt: Nur Gottes Macht beſiegeln
Wollt' ich in der Natur, nicht drin mich goͤttlich ſpiegeln.
Und darum dank' ich dir fuͤr jeden hellen Blick,
Den du mich ließeſt thun in Leben-Tod-Geſchick.
Ich danke dir, daß du die Augen mir erſchloſſen,
Durch die von außen auch dein Glanz in mich gefloſſen.
Ich will, ſolange mir zum Sehn die Augen taugen,
Nur deinen Glanz aus Stern- und Blumenaugen ſaugen.
Und ſoll dem Auge nun das aͤußre Licht erblinden,
So laß als innres dich in meiner Seele finden.
Ich habe gnug geſehn, um lebenslang zu malen
Ein Bild, wie dein Geſchoͤpf nicht ſtralt, doch ſollte ſtralen.
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