Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.Heilwasser heilen nicht, einfache noch zusammen Gesetzte, weil sie rein dem Lichte nicht entstammen. Sollt' ich die ird'sche Kunst des Augenarztes brauchen? Ich will mich in den Quell des Lichtes selber tauchen. Die Lüfte waren blau, die Fluren waren grün, Und meinen Blick erhob zur Sonn' ich adlerkühn. Entweder soll die Welt in dir mir untergehn Auf immer, oder ich will rein wie du sie sehn. Die Feuerwirbel ließ ich mir im Auge wallen, Wie sie mich blendeten fühlt' ich mit Wohlgefallen. Solange duldet' ich den Einstrom, bis zusammen Die krausen Schlanggewind' in eine Masse schwammen. Vom Himmel blickt' ich dann zurück zur Erdenflur, Und statt der Schlangen sah ich Sonnenblendung nur. Die lichte Finsternis zerfloß dann, und o Glück, Die Schlangen kehrten nicht, die sie verschlang, zurück. Und sollten doch einmal sie mir im Auge kehren, So soll ein neuer Stral der Sonne sie verzehren. Heilwaſſer heilen nicht, einfache noch zuſammen Geſetzte, weil ſie rein dem Lichte nicht entſtammen. Sollt' ich die ird'ſche Kunſt des Augenarztes brauchen? Ich will mich in den Quell des Lichtes ſelber tauchen. Die Luͤfte waren blau, die Fluren waren gruͤn, Und meinen Blick erhob zur Sonn' ich adlerkuͤhn. Entweder ſoll die Welt in dir mir untergehn Auf immer, oder ich will rein wie du ſie ſehn. Die Feuerwirbel ließ ich mir im Auge wallen, Wie ſie mich blendeten fuͤhlt' ich mit Wohlgefallen. Solange duldet' ich den Einſtrom, bis zuſammen Die krauſen Schlanggewind' in eine Maſſe ſchwammen. Vom Himmel blickt' ich dann zuruͤck zur Erdenflur, Und ſtatt der Schlangen ſah ich Sonnenblendung nur. Die lichte Finſternis zerfloß dann, und o Gluͤck, Die Schlangen kehrten nicht, die ſie verſchlang, zuruͤck. Und ſollten doch einmal ſie mir im Auge kehren, So ſoll ein neuer Stral der Sonne ſie verzehren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0196" n="186"/> <lg n="9"> <l>Heilwaſſer heilen nicht, einfache noch zuſammen</l><lb/> <l>Geſetzte, weil ſie rein dem Lichte nicht entſtammen.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Sollt' ich die ird'ſche Kunſt des Augenarztes brauchen?</l><lb/> <l>Ich will mich in den Quell des Lichtes ſelber tauchen.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Die Luͤfte waren blau, die Fluren waren gruͤn,</l><lb/> <l>Und meinen Blick erhob zur Sonn' ich adlerkuͤhn.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Entweder ſoll die Welt in dir mir untergehn</l><lb/> <l>Auf immer, oder ich will rein wie du ſie ſehn.</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Die Feuerwirbel ließ ich mir im Auge wallen,</l><lb/> <l>Wie ſie mich blendeten fuͤhlt' ich mit Wohlgefallen.</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Solange duldet' ich den Einſtrom, bis zuſammen</l><lb/> <l>Die krauſen Schlanggewind' in eine Maſſe ſchwammen.</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l>Vom Himmel blickt' ich dann zuruͤck zur Erdenflur,</l><lb/> <l>Und ſtatt der Schlangen ſah ich Sonnenblendung nur.</l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l>Die lichte Finſternis zerfloß dann, und o Gluͤck,</l><lb/> <l>Die Schlangen kehrten nicht, die ſie verſchlang, zuruͤck.</l> </lg><lb/> <lg n="17"> <l>Und ſollten doch einmal ſie mir im Auge kehren,</l><lb/> <l>So ſoll ein neuer Stral der Sonne ſie verzehren.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [186/0196]
Heilwaſſer heilen nicht, einfache noch zuſammen
Geſetzte, weil ſie rein dem Lichte nicht entſtammen.
Sollt' ich die ird'ſche Kunſt des Augenarztes brauchen?
Ich will mich in den Quell des Lichtes ſelber tauchen.
Die Luͤfte waren blau, die Fluren waren gruͤn,
Und meinen Blick erhob zur Sonn' ich adlerkuͤhn.
Entweder ſoll die Welt in dir mir untergehn
Auf immer, oder ich will rein wie du ſie ſehn.
Die Feuerwirbel ließ ich mir im Auge wallen,
Wie ſie mich blendeten fuͤhlt' ich mit Wohlgefallen.
Solange duldet' ich den Einſtrom, bis zuſammen
Die krauſen Schlanggewind' in eine Maſſe ſchwammen.
Vom Himmel blickt' ich dann zuruͤck zur Erdenflur,
Und ſtatt der Schlangen ſah ich Sonnenblendung nur.
Die lichte Finſternis zerfloß dann, und o Gluͤck,
Die Schlangen kehrten nicht, die ſie verſchlang, zuruͤck.
Und ſollten doch einmal ſie mir im Auge kehren,
So ſoll ein neuer Stral der Sonne ſie verzehren.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |