Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.Dich in Gedanken gar des Himmels zu ergehn, Das würd' im ew'gen Furcht- und Nothstand dir vergehn. Drum danke Gott, daß so die Welt ist eingerichtet, Daß sie zu Gute kommt auch dem der drauf verzichtet; Daß der Bedürfnisse Verband nur läßt entsprießen Bedürfnislosigkeit und göttliches Genießen. 3. Die Eigenheit, die dir am fremden oft gereicht Zum Aergernisse, freut am Freunde dich villeicht. Drum suche Freunde nur aus Fremden zu gewinnen, Damit die Aergerniss' in Freuden dir zerrinnen. 4. Wer unbedingt dich lobt, der lobt dich wirklich nicht, Weil, wo Begränzung fehlt, auch der Gehalt gebricht. Der lobt dich, wer bedingt dich lobt im Gegensatz, Anweisend unter viel Gelobten deinen Platz. Dich in Gedanken gar des Himmels zu ergehn, Das wuͤrd' im ew'gen Furcht- und Nothſtand dir vergehn. Drum danke Gott, daß ſo die Welt iſt eingerichtet, Daß ſie zu Gute kommt auch dem der drauf verzichtet; Daß der Beduͤrfniſſe Verband nur laͤßt entſprießen Beduͤrfnisloſigkeit und goͤttliches Genießen. 3. Die Eigenheit, die dir am fremden oft gereicht Zum Aergerniſſe, freut am Freunde dich villeicht. Drum ſuche Freunde nur aus Fremden zu gewinnen, Damit die Aergerniſſ' in Freuden dir zerrinnen. 4. Wer unbedingt dich lobt, der lobt dich wirklich nicht, Weil, wo Begraͤnzung fehlt, auch der Gehalt gebricht. Der lobt dich, wer bedingt dich lobt im Gegenſatz, Anweiſend unter viel Gelobten deinen Platz. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0222" n="212"/> <lg n="3"> <l>Dich in Gedanken gar des Himmels zu ergehn,</l><lb/> <l>Das wuͤrd' im ew'gen Furcht- und Nothſtand dir vergehn.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Drum danke Gott, daß ſo die Welt iſt eingerichtet,</l><lb/> <l>Daß ſie zu Gute kommt auch dem der drauf verzichtet;</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Daß der Beduͤrfniſſe Verband nur laͤßt entſprießen</l><lb/> <l>Beduͤrfnisloſigkeit und goͤttliches Genießen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>3.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Eigenheit, die dir am fremden oft gereicht</l><lb/> <l>Zum Aergerniſſe, freut am Freunde dich villeicht.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Drum ſuche Freunde nur aus Fremden zu gewinnen,</l><lb/> <l>Damit die Aergerniſſ' in Freuden dir zerrinnen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>4.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wer unbedingt dich lobt, der lobt dich wirklich nicht,</l><lb/> <l>Weil, wo Begraͤnzung fehlt, auch der Gehalt gebricht.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Der lobt dich, wer bedingt dich lobt im Gegenſatz,</l><lb/> <l>Anweiſend unter viel Gelobten deinen Platz.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [212/0222]
Dich in Gedanken gar des Himmels zu ergehn,
Das wuͤrd' im ew'gen Furcht- und Nothſtand dir vergehn.
Drum danke Gott, daß ſo die Welt iſt eingerichtet,
Daß ſie zu Gute kommt auch dem der drauf verzichtet;
Daß der Beduͤrfniſſe Verband nur laͤßt entſprießen
Beduͤrfnisloſigkeit und goͤttliches Genießen.
3.
Die Eigenheit, die dir am fremden oft gereicht
Zum Aergerniſſe, freut am Freunde dich villeicht.
Drum ſuche Freunde nur aus Fremden zu gewinnen,
Damit die Aergerniſſ' in Freuden dir zerrinnen.
4.
Wer unbedingt dich lobt, der lobt dich wirklich nicht,
Weil, wo Begraͤnzung fehlt, auch der Gehalt gebricht.
Der lobt dich, wer bedingt dich lobt im Gegenſatz,
Anweiſend unter viel Gelobten deinen Platz.
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