Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.Die Lotosblüte schließt sich dann als Schlummermohn, Und draußen träumt der Mond, und ist benannt davon. Doch tief im Lotoskelch wird nun vom Schlummer frei, Die müd' am Tage schlief, die Biene Schwärmerei. Die schwärmt, den Nektarkelch des Lotos auszukosten, Und tränk' ihn leer, wenn nicht Besinnung tagt' im Osten. Und wieder wacht empor der Sinne Städterchor, Und Lebensnahrung führt er ein durchs offne Thor. Du schaust dem Treiben zu, und fühlst in stiller Lust Den, der dies Alles lenkt, den Gott in deiner Brust. Im Bilde zeigt er dir sein ew'ges Wohngefild, Weil du ihn anders nicht kannst fassen als im Bild. Die Lotosbluͤte ſchließt ſich dann als Schlummermohn, Und draußen traͤumt der Mond, und iſt benannt davon. Doch tief im Lotoskelch wird nun vom Schlummer frei, Die muͤd' am Tage ſchlief, die Biene Schwaͤrmerei. Die ſchwaͤrmt, den Nektarkelch des Lotos auszukoſten, Und traͤnk' ihn leer, wenn nicht Beſinnung tagt' im Oſten. Und wieder wacht empor der Sinne Staͤdterchor, Und Lebensnahrung fuͤhrt er ein durchs offne Thor. Du ſchauſt dem Treiben zu, und fuͤhlſt in ſtiller Luſt Den, der dies Alles lenkt, den Gott in deiner Bruſt. Im Bilde zeigt er dir ſein ew'ges Wohngefild, Weil du ihn anders nicht kannſt faſſen als im Bild. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0023" n="13"/> <lg n="9"> <l>Die Lotosbluͤte ſchließt ſich dann als Schlummermohn,</l><lb/> <l>Und draußen traͤumt der Mond, und iſt benannt davon.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Doch tief im Lotoskelch wird nun vom Schlummer frei,</l><lb/> <l>Die muͤd' am Tage ſchlief, die Biene Schwaͤrmerei.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Die ſchwaͤrmt, den Nektarkelch des Lotos auszukoſten,</l><lb/> <l>Und traͤnk' ihn leer, wenn nicht Beſinnung tagt' im Oſten.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Und wieder wacht empor der Sinne Staͤdterchor,</l><lb/> <l>Und Lebensnahrung fuͤhrt er ein durchs offne Thor.</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Du ſchauſt dem Treiben zu, und fuͤhlſt in ſtiller Luſt</l><lb/> <l>Den, der dies Alles lenkt, den Gott in deiner Bruſt.</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Im Bilde zeigt er dir ſein ew'ges Wohngefild,</l><lb/> <l>Weil du ihn anders nicht kannſt faſſen als im Bild.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [13/0023]
Die Lotosbluͤte ſchließt ſich dann als Schlummermohn,
Und draußen traͤumt der Mond, und iſt benannt davon.
Doch tief im Lotoskelch wird nun vom Schlummer frei,
Die muͤd' am Tage ſchlief, die Biene Schwaͤrmerei.
Die ſchwaͤrmt, den Nektarkelch des Lotos auszukoſten,
Und traͤnk' ihn leer, wenn nicht Beſinnung tagt' im Oſten.
Und wieder wacht empor der Sinne Staͤdterchor,
Und Lebensnahrung fuͤhrt er ein durchs offne Thor.
Du ſchauſt dem Treiben zu, und fuͤhlſt in ſtiller Luſt
Den, der dies Alles lenkt, den Gott in deiner Bruſt.
Im Bilde zeigt er dir ſein ew'ges Wohngefild,
Weil du ihn anders nicht kannſt faſſen als im Bild.
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