Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.So bist gewesen du auch eines Kindes Hüter, Des theuersten von Gott uns anvertrauter Güter. Und daß du unversehrt das Gut nun gabst zurück, Halt es für Unglück nicht, hältst du's auch nicht für Glück. 20. Nachrede böse mag leicht Freundesbund vergiften, Zurede gute schwer Feindesversöhnung stiften. Dort brauchst du einem nur vom andern zuzutragen, Was er, wenn nicht gesagt, doch hätte können sagen. Hier wechselweise mußt du jeden jedem zeigen Geneigt zum Frieden, um zum Frieden ihn zu neigen. So häufig jen's und leicht, so schwer ist dies und selten, Doch auch verdienstlicher ist nichts in beiden Welten. So biſt geweſen du auch eines Kindes Huͤter, Des theuerſten von Gott uns anvertrauter Guͤter. Und daß du unverſehrt das Gut nun gabſt zuruͤck, Halt es fuͤr Ungluͤck nicht, haͤltſt du's auch nicht fuͤr Gluͤck. 20. Nachrede boͤſe mag leicht Freundesbund vergiften, Zurede gute ſchwer Feindesverſoͤhnung ſtiften. Dort brauchſt du einem nur vom andern zuzutragen, Was er, wenn nicht geſagt, doch haͤtte koͤnnen ſagen. Hier wechſelweiſe mußt du jeden jedem zeigen Geneigt zum Frieden, um zum Frieden ihn zu neigen. So haͤufig jen's und leicht, ſo ſchwer iſt dies und ſelten, Doch auch verdienſtlicher iſt nichts in beiden Welten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0232" n="222"/> <lg n="7"> <l>So biſt geweſen du auch eines Kindes Huͤter,</l><lb/> <l>Des theuerſten von Gott uns anvertrauter Guͤter.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Und daß du unverſehrt das Gut nun gabſt zuruͤck,</l><lb/> <l>Halt es fuͤr Ungluͤck nicht, haͤltſt du's auch nicht fuͤr Gluͤck.</l> </lg><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>20.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Nachrede boͤſe mag leicht Freundesbund vergiften,</l><lb/> <l>Zurede gute ſchwer Feindesverſoͤhnung ſtiften.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Dort brauchſt du einem nur vom andern zuzutragen,</l><lb/> <l>Was er, wenn nicht geſagt, doch haͤtte koͤnnen ſagen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Hier wechſelweiſe mußt du jeden jedem zeigen</l><lb/> <l>Geneigt zum Frieden, um zum Frieden ihn zu neigen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>So haͤufig jen's und leicht, ſo ſchwer iſt dies und ſelten,</l><lb/> <l>Doch auch verdienſtlicher iſt nichts in beiden Welten.</l> </lg><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [222/0232]
So biſt geweſen du auch eines Kindes Huͤter,
Des theuerſten von Gott uns anvertrauter Guͤter.
Und daß du unverſehrt das Gut nun gabſt zuruͤck,
Halt es fuͤr Ungluͤck nicht, haͤltſt du's auch nicht fuͤr Gluͤck.
20.
Nachrede boͤſe mag leicht Freundesbund vergiften,
Zurede gute ſchwer Feindesverſoͤhnung ſtiften.
Dort brauchſt du einem nur vom andern zuzutragen,
Was er, wenn nicht geſagt, doch haͤtte koͤnnen ſagen.
Hier wechſelweiſe mußt du jeden jedem zeigen
Geneigt zum Frieden, um zum Frieden ihn zu neigen.
So haͤufig jen's und leicht, ſo ſchwer iſt dies und ſelten,
Doch auch verdienſtlicher iſt nichts in beiden Welten.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/232>, abgerufen am 18.07.2024. |