Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.8. "Nicht ändern kannst du es, ergib dich in Geduld!" So ehrst du Gottes Macht, nicht ehrst du seine Huld. Sprich ob du dich, wenn du es könntest ändern eben, Ergeben würdest auch? das wär' ein recht Ergeben. Doch nun ist halb das Wort um seinen Sinn gekommen; Denn halb nur gabest du, halb ward es dir genommen. 9. Oft durch ein Unglück wird ein großes Glück zu Theil, Allein das Unglück selbst wird durch das Glück nicht heil. Wie jenes Bauern Kuh das Bein beim Ackern brach In einem Loch, darin er fand den Schatz hernach. Da sprach die Kuh im Loch: An ist für dich gebrochen Der Tag des Glückes, doch mein Bein hab' ich gebrochen. 8. „Nicht aͤndern kannſt du es, ergib dich in Geduld!“ So ehrſt du Gottes Macht, nicht ehrſt du ſeine Huld. Sprich ob du dich, wenn du es koͤnnteſt aͤndern eben, Ergeben wuͤrdeſt auch? das waͤr' ein recht Ergeben. Doch nun iſt halb das Wort um ſeinen Sinn gekommen; Denn halb nur gabeſt du, halb ward es dir genommen. 9. Oft durch ein Ungluͤck wird ein großes Gluͤck zu Theil, Allein das Ungluͤck ſelbſt wird durch das Gluͤck nicht heil. Wie jenes Bauern Kuh das Bein beim Ackern brach In einem Loch, darin er fand den Schatz hernach. Da ſprach die Kuh im Loch: An iſt fuͤr dich gebrochen Der Tag des Gluͤckes, doch mein Bein hab' ich gebrochen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0236" n="226"/> <div n="2"> <head>8.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>„Nicht aͤndern kannſt du es, ergib dich in Geduld!“</l><lb/> <l>So ehrſt du Gottes Macht, nicht ehrſt du ſeine Huld.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Sprich ob du dich, wenn du es koͤnnteſt aͤndern eben,</l><lb/> <l>Ergeben wuͤrdeſt auch? das waͤr' ein recht Ergeben.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Doch nun iſt halb das Wort um ſeinen Sinn gekommen;</l><lb/> <l>Denn halb nur gabeſt du, halb ward es dir genommen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>9.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Oft durch ein Ungluͤck wird ein großes Gluͤck zu Theil,</l><lb/> <l>Allein das Ungluͤck ſelbſt wird durch das Gluͤck nicht heil.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wie jenes Bauern Kuh das Bein beim Ackern brach</l><lb/> <l>In einem Loch, darin er fand den Schatz hernach.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Da ſprach die Kuh im Loch: An iſt fuͤr dich gebrochen</l><lb/> <l>Der Tag des Gluͤckes, doch mein Bein hab' ich gebrochen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [226/0236]
8.
„Nicht aͤndern kannſt du es, ergib dich in Geduld!“
So ehrſt du Gottes Macht, nicht ehrſt du ſeine Huld.
Sprich ob du dich, wenn du es koͤnnteſt aͤndern eben,
Ergeben wuͤrdeſt auch? das waͤr' ein recht Ergeben.
Doch nun iſt halb das Wort um ſeinen Sinn gekommen;
Denn halb nur gabeſt du, halb ward es dir genommen.
9.
Oft durch ein Ungluͤck wird ein großes Gluͤck zu Theil,
Allein das Ungluͤck ſelbſt wird durch das Gluͤck nicht heil.
Wie jenes Bauern Kuh das Bein beim Ackern brach
In einem Loch, darin er fand den Schatz hernach.
Da ſprach die Kuh im Loch: An iſt fuͤr dich gebrochen
Der Tag des Gluͤckes, doch mein Bein hab' ich gebrochen.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/236>, abgerufen am 17.07.2024. |