Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.16. Die Sonne selber siehst du nur durch Sonnenlicht, So schaust du Gott durch Gott, durch andres Mittel nicht. Die Sonne, die das Licht die Welt zu sehn, dir spendet, Siehst du ihr Angesicht, bist du davon geblendet. Und so im Menschengeist erlischt was in ihm denkt, Wenn er sein Denken dreist im höchsten Geist versenkt. Mußt du die Sonne sehn? sieh Fluren sonnerhellt; Und willst du Gott sehn, sieh die gotterfüllte Welt. Der Sonne echte Kraft siehst du im Schmelz der Flur, Und Gott, den du nicht siehst, in seinen Werken nur. 16. Die Sonne ſelber ſiehſt du nur durch Sonnenlicht, So ſchauſt du Gott durch Gott, durch andres Mittel nicht. Die Sonne, die das Licht die Welt zu ſehn, dir ſpendet, Siehſt du ihr Angeſicht, biſt du davon geblendet. Und ſo im Menſchengeiſt erliſcht was in ihm denkt, Wenn er ſein Denken dreiſt im hoͤchſten Geiſt verſenkt. Mußt du die Sonne ſehn? ſieh Fluren ſonnerhellt; Und willſt du Gott ſehn, ſieh die gotterfuͤllte Welt. Der Sonne echte Kraft ſiehſt du im Schmelz der Flur, Und Gott, den du nicht ſiehſt, in ſeinen Werken nur. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0241" n="231"/> <div n="2"> <head>16.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Sonne ſelber ſiehſt du nur durch Sonnenlicht,</l><lb/> <l>So ſchauſt du Gott durch Gott, durch andres Mittel nicht.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die Sonne, die das Licht die Welt zu ſehn, dir ſpendet,</l><lb/> <l>Siehſt du ihr Angeſicht, biſt du davon geblendet.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und ſo im Menſchengeiſt erliſcht was in ihm denkt,</l><lb/> <l>Wenn er ſein Denken dreiſt im hoͤchſten Geiſt verſenkt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Mußt du die Sonne ſehn? ſieh Fluren ſonnerhellt;</l><lb/> <l>Und willſt du Gott ſehn, ſieh die gotterfuͤllte Welt.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Der Sonne echte Kraft ſiehſt du im Schmelz der Flur,</l><lb/> <l>Und Gott, den du nicht ſiehſt, in ſeinen Werken nur.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [231/0241]
16.
Die Sonne ſelber ſiehſt du nur durch Sonnenlicht,
So ſchauſt du Gott durch Gott, durch andres Mittel nicht.
Die Sonne, die das Licht die Welt zu ſehn, dir ſpendet,
Siehſt du ihr Angeſicht, biſt du davon geblendet.
Und ſo im Menſchengeiſt erliſcht was in ihm denkt,
Wenn er ſein Denken dreiſt im hoͤchſten Geiſt verſenkt.
Mußt du die Sonne ſehn? ſieh Fluren ſonnerhellt;
Und willſt du Gott ſehn, ſieh die gotterfuͤllte Welt.
Der Sonne echte Kraft ſiehſt du im Schmelz der Flur,
Und Gott, den du nicht ſiehſt, in ſeinen Werken nur.
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