Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.Ein König göttlich gut, hätt' er dazu die Macht, Die Seinen hätt' er frei und gut zugleich gemacht. Da er nun nicht zugleich uns gab die beiden Gaben, Wird der Allmächtige dazu die Macht nicht haben. Was ists nun, das die Hand der Allmacht also band? Da ist der Menschenwitz gekommen an den Rand. Und überall wird er zu solchem Rande kommen, Wie er das Räthsel sonst zu lösen unternommen. Darum zurück in dich! du bist durch Gottes Kraft Ein Räthsel zwar, doch das ist dir nicht räthselhaft: Daß du nicht sünd'gen mußt, wiewol du sünd'gen kannst; Daß du's nicht sollst, und dazu Gottes Kraft gewannst. Ein Koͤnig goͤttlich gut, haͤtt' er dazu die Macht, Die Seinen haͤtt' er frei und gut zugleich gemacht. Da er nun nicht zugleich uns gab die beiden Gaben, Wird der Allmaͤchtige dazu die Macht nicht haben. Was iſts nun, das die Hand der Allmacht alſo band? Da iſt der Menſchenwitz gekommen an den Rand. Und uͤberall wird er zu ſolchem Rande kommen, Wie er das Raͤthſel ſonſt zu loͤſen unternommen. Darum zuruͤck in dich! du biſt durch Gottes Kraft Ein Raͤthſel zwar, doch das iſt dir nicht raͤthſelhaft: Daß du nicht ſuͤnd'gen mußt, wiewol du ſuͤnd'gen kannſt; Daß du's nicht ſollſt, und dazu Gottes Kraft gewannſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0263" n="253"/> <lg n="4"> <l>Ein Koͤnig goͤttlich gut, haͤtt' er dazu die Macht,</l><lb/> <l>Die Seinen haͤtt' er frei und gut zugleich gemacht.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Da er nun nicht zugleich uns gab die beiden Gaben,</l><lb/> <l>Wird der Allmaͤchtige dazu die Macht nicht haben.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Was iſts nun, das die Hand der Allmacht alſo band?</l><lb/> <l>Da iſt der Menſchenwitz gekommen an den Rand.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Und uͤberall wird er zu ſolchem Rande kommen,</l><lb/> <l>Wie er das Raͤthſel ſonſt zu loͤſen unternommen.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Darum zuruͤck in dich! du biſt durch Gottes Kraft</l><lb/> <l>Ein Raͤthſel zwar, doch das iſt dir nicht raͤthſelhaft:</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Daß du nicht ſuͤnd'gen mußt, wiewol du ſuͤnd'gen kannſt;</l><lb/> <l>Daß du's nicht ſollſt, und dazu Gottes Kraft gewannſt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [253/0263]
Ein Koͤnig goͤttlich gut, haͤtt' er dazu die Macht,
Die Seinen haͤtt' er frei und gut zugleich gemacht.
Da er nun nicht zugleich uns gab die beiden Gaben,
Wird der Allmaͤchtige dazu die Macht nicht haben.
Was iſts nun, das die Hand der Allmacht alſo band?
Da iſt der Menſchenwitz gekommen an den Rand.
Und uͤberall wird er zu ſolchem Rande kommen,
Wie er das Raͤthſel ſonſt zu loͤſen unternommen.
Darum zuruͤck in dich! du biſt durch Gottes Kraft
Ein Raͤthſel zwar, doch das iſt dir nicht raͤthſelhaft:
Daß du nicht ſuͤnd'gen mußt, wiewol du ſuͤnd'gen kannſt;
Daß du's nicht ſollſt, und dazu Gottes Kraft gewannſt.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/263>, abgerufen am 16.07.2024. |