Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.Was, wenn der Hauptstamm blieb, nur wär' ein Ast daran, Das war ein Stamm nun selbst mit Aesten angethan. Und alle wuchsen so umher in einem Kranz, Bildend ein Ganzes nur, doch jeder selber ganz; Wie, was ein Staat einst war, nun auseinander trat Zu einem Staatenbund, zu einem Bundesstaat. Sodann ein Ulmenbaum, vom Alter morsch gebrochen, Vermodert ist sein Mark, und mürbe seine Knochen. Der Moder aber ward Stockerd' auf seinem Haupt; Da hat sein letzter Zweig, eh ihn der Tod entlaubt, Selbst in den Mutterschooß den Saamen so gestreut, Daß auf sich selbst ein Baum wuchs aus sich selbst erneut. Der abgestorben sich im Boden unten fand, War oben Boden nun, auf dem er selbst entstand. Und angesiedelt hat sich droben ein Gemisch Von Kräutern und Gesträuch, Verwirrung malerisch. Was, wenn der Hauptſtamm blieb, nur waͤr' ein Aſt daran, Das war ein Stamm nun ſelbſt mit Aeſten angethan. Und alle wuchſen ſo umher in einem Kranz, Bildend ein Ganzes nur, doch jeder ſelber ganz; Wie, was ein Staat einſt war, nun auseinander trat Zu einem Staatenbund, zu einem Bundesſtaat. Sodann ein Ulmenbaum, vom Alter morſch gebrochen, Vermodert iſt ſein Mark, und muͤrbe ſeine Knochen. Der Moder aber ward Stockerd' auf ſeinem Haupt; Da hat ſein letzter Zweig, eh ihn der Tod entlaubt, Selbſt in den Mutterſchooß den Saamen ſo geſtreut, Daß auf ſich ſelbſt ein Baum wuchs aus ſich ſelbſt erneut. Der abgeſtorben ſich im Boden unten fand, War oben Boden nun, auf dem er ſelbſt entſtand. Und angeſiedelt hat ſich droben ein Gemiſch Von Kraͤutern und Geſtraͤuch, Verwirrung maleriſch. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0321" n="311"/> <lg n="4"> <l>Was, wenn der Hauptſtamm blieb, nur waͤr' ein Aſt daran,</l><lb/> <l>Das war ein Stamm nun ſelbſt mit Aeſten angethan.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Und alle wuchſen ſo umher in einem Kranz,</l><lb/> <l>Bildend ein Ganzes nur, doch jeder ſelber ganz;</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Wie, was ein Staat einſt war, nun auseinander trat</l><lb/> <l>Zu einem Staatenbund, zu einem Bundesſtaat.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Sodann ein Ulmenbaum, vom Alter morſch gebrochen,</l><lb/> <l>Vermodert iſt ſein Mark, und muͤrbe ſeine Knochen.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Der Moder aber ward Stockerd' auf ſeinem Haupt;</l><lb/> <l>Da hat ſein letzter Zweig, eh ihn der Tod entlaubt,</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Selbſt in den Mutterſchooß den Saamen ſo geſtreut,</l><lb/> <l>Daß auf ſich ſelbſt ein Baum wuchs aus ſich ſelbſt erneut.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Der abgeſtorben ſich im Boden unten fand,</l><lb/> <l>War oben Boden nun, auf dem er ſelbſt entſtand.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Und angeſiedelt hat ſich droben ein Gemiſch</l><lb/> <l>Von Kraͤutern und Geſtraͤuch, Verwirrung maleriſch.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [311/0321]
Was, wenn der Hauptſtamm blieb, nur waͤr' ein Aſt daran,
Das war ein Stamm nun ſelbſt mit Aeſten angethan.
Und alle wuchſen ſo umher in einem Kranz,
Bildend ein Ganzes nur, doch jeder ſelber ganz;
Wie, was ein Staat einſt war, nun auseinander trat
Zu einem Staatenbund, zu einem Bundesſtaat.
Sodann ein Ulmenbaum, vom Alter morſch gebrochen,
Vermodert iſt ſein Mark, und muͤrbe ſeine Knochen.
Der Moder aber ward Stockerd' auf ſeinem Haupt;
Da hat ſein letzter Zweig, eh ihn der Tod entlaubt,
Selbſt in den Mutterſchooß den Saamen ſo geſtreut,
Daß auf ſich ſelbſt ein Baum wuchs aus ſich ſelbſt erneut.
Der abgeſtorben ſich im Boden unten fand,
War oben Boden nun, auf dem er ſelbſt entſtand.
Und angeſiedelt hat ſich droben ein Gemiſch
Von Kraͤutern und Geſtraͤuch, Verwirrung maleriſch.
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