Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.Sie plaudern unter sich, das Paar mit seiner Brut, Und mit dem Hirten, wann er heimkehrt von der Hut. Wie traulichen Verkehr hier Mensch und Vogel pflegen, Sah ich, als beim Gehöft ich Obdach sucht' im Regen. Die Leute waren aus, die Thür nicht zugemacht, Kein Hund, der bellte, nur die Schwalben hielten Wacht. Ich fand sie in der Stub', als ich hineingekommen, Sie hatten am Gebälk der Mitte Sitz genommen. Von hier die Thüre stand, von dort das Fenster auf, Daß ungehemmt herein, hinaus ergieng' ihr Lauf. Doch unbedachtsam stört' ich ihren freien Flug, Da ich das Fenster schloß, weil naß mich fror im Zug. Die Leute kamen dann, und fanden ausgeschlossen Vom eingedrungnen Gast die alten Hausgenossen. Mit Pfeifen öffnete das Fenster gleich ein Bube, Und eine Schwalbe kam geflogen in die Stube. Die andre folgt' ihr bald, und vom Gebälke nieder Sprühten sie über'n Tisch ihr triefendes Gefieder. 14*
Sie plaudern unter ſich, das Paar mit ſeiner Brut, Und mit dem Hirten, wann er heimkehrt von der Hut. Wie traulichen Verkehr hier Menſch und Vogel pflegen, Sah ich, als beim Gehoͤft ich Obdach ſucht' im Regen. Die Leute waren aus, die Thuͤr nicht zugemacht, Kein Hund, der bellte, nur die Schwalben hielten Wacht. Ich fand ſie in der Stub', als ich hineingekommen, Sie hatten am Gebaͤlk der Mitte Sitz genommen. Von hier die Thuͤre ſtand, von dort das Fenſter auf, Daß ungehemmt herein, hinaus ergieng' ihr Lauf. Doch unbedachtſam ſtoͤrt' ich ihren freien Flug, Da ich das Fenſter ſchloß, weil naß mich fror im Zug. Die Leute kamen dann, und fanden ausgeſchloſſen Vom eingedrungnen Gaſt die alten Hausgenoſſen. Mit Pfeifen oͤffnete das Fenſter gleich ein Bube, Und eine Schwalbe kam geflogen in die Stube. Die andre folgt' ihr bald, und vom Gebaͤlke nieder Spruͤhten ſie uͤber'n Tiſch ihr triefendes Gefieder. 14*
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Sie plaudern unter ſich, das Paar mit ſeiner Brut,
Und mit dem Hirten, wann er heimkehrt von der Hut.
Wie traulichen Verkehr hier Menſch und Vogel pflegen,
Sah ich, als beim Gehoͤft ich Obdach ſucht' im Regen.
Die Leute waren aus, die Thuͤr nicht zugemacht,
Kein Hund, der bellte, nur die Schwalben hielten Wacht.
Ich fand ſie in der Stub', als ich hineingekommen,
Sie hatten am Gebaͤlk der Mitte Sitz genommen.
Von hier die Thuͤre ſtand, von dort das Fenſter auf,
Daß ungehemmt herein, hinaus ergieng' ihr Lauf.
Doch unbedachtſam ſtoͤrt' ich ihren freien Flug,
Da ich das Fenſter ſchloß, weil naß mich fror im Zug.
Die Leute kamen dann, und fanden ausgeſchloſſen
Vom eingedrungnen Gaſt die alten Hausgenoſſen.
Mit Pfeifen oͤffnete das Fenſter gleich ein Bube,
Und eine Schwalbe kam geflogen in die Stube.
Die andre folgt' ihr bald, und vom Gebaͤlke nieder
Spruͤhten ſie uͤber'n Tiſch ihr triefendes Gefieder.
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