Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
26.
Sanskrit, das einen Satz gern in Ein Wort verbindet,
Nennt, wer zu Haus ist da, wo ihn der Abend findet,
Es nennt ihn "Abendheim" den Mann vom Bettlerorden,
Der keine Heimat hat, wie ich nun bin geworden,
Doch nicht auf Lebenszeit, dem strengen Jogi gleich,
Der arm an jedem Gut, und nur an Stolz ist reich.
Ich habe nicht wie er die Heimat aufgegeben,
Ich fühle ihren Hauch mich überall umschweben.
Ich weiß an jedem Tag, wo meine Heimat ist,
Und bin am Abend dort, o Liebe, wo du bist.

27.
Ich hab' in tiefer Nacht im tiefen Thal gewacht,
Und aus dem Fenster staunt' ich an der Berge Macht.
Kein Lispel war im Thal, und in der Sterne Stral
Sahn geisterhaft herab die Häupter starr und kahl.
26.
Sanskrit, das einen Satz gern in Ein Wort verbindet,
Nennt, wer zu Haus iſt da, wo ihn der Abend findet,
Es nennt ihn „Abendheim“ den Mann vom Bettlerorden,
Der keine Heimat hat, wie ich nun bin geworden,
Doch nicht auf Lebenszeit, dem ſtrengen Jogi gleich,
Der arm an jedem Gut, und nur an Stolz iſt reich.
Ich habe nicht wie er die Heimat aufgegeben,
Ich fuͤhle ihren Hauch mich uͤberall umſchweben.
Ich weiß an jedem Tag, wo meine Heimat iſt,
Und bin am Abend dort, o Liebe, wo du biſt.

27.
Ich hab' in tiefer Nacht im tiefen Thal gewacht,
Und aus dem Fenſter ſtaunt' ich an der Berge Macht.
Kein Liſpel war im Thal, und in der Sterne Stral
Sahn geiſterhaft herab die Haͤupter ſtarr und kahl.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0336" n="326"/>
        <div n="2">
          <head>26.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Sanskrit, das einen Satz gern in Ein Wort verbindet,</l><lb/>
              <l>Nennt, wer zu Haus i&#x017F;t da, wo ihn der Abend findet,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Es nennt ihn &#x201E;Abendheim&#x201C; den Mann vom Bettlerorden,</l><lb/>
              <l>Der keine Heimat hat, wie ich nun bin geworden,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Doch nicht auf Lebenszeit, dem &#x017F;trengen Jogi gleich,</l><lb/>
              <l>Der arm an jedem Gut, und nur an Stolz i&#x017F;t reich.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Ich habe nicht wie er die Heimat aufgegeben,</l><lb/>
              <l>Ich fu&#x0364;hle ihren Hauch mich u&#x0364;berall um&#x017F;chweben.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Ich weiß an jedem Tag, wo meine Heimat i&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Und bin am Abend dort, o Liebe, wo du bi&#x017F;t.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>27.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Ich hab' in tiefer Nacht im tiefen Thal gewacht,</l><lb/>
              <l>Und aus dem Fen&#x017F;ter &#x017F;taunt' ich an der Berge Macht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Kein Li&#x017F;pel war im Thal, und in der Sterne Stral</l><lb/>
              <l>Sahn gei&#x017F;terhaft herab die Ha&#x0364;upter &#x017F;tarr und kahl.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[326/0336] 26. Sanskrit, das einen Satz gern in Ein Wort verbindet, Nennt, wer zu Haus iſt da, wo ihn der Abend findet, Es nennt ihn „Abendheim“ den Mann vom Bettlerorden, Der keine Heimat hat, wie ich nun bin geworden, Doch nicht auf Lebenszeit, dem ſtrengen Jogi gleich, Der arm an jedem Gut, und nur an Stolz iſt reich. Ich habe nicht wie er die Heimat aufgegeben, Ich fuͤhle ihren Hauch mich uͤberall umſchweben. Ich weiß an jedem Tag, wo meine Heimat iſt, Und bin am Abend dort, o Liebe, wo du biſt. 27. Ich hab' in tiefer Nacht im tiefen Thal gewacht, Und aus dem Fenſter ſtaunt' ich an der Berge Macht. Kein Liſpel war im Thal, und in der Sterne Stral Sahn geiſterhaft herab die Haͤupter ſtarr und kahl.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/336
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/336>, abgerufen am 23.11.2024.