Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.44. Man sagt, geboren hat die Viper nicht die Jungen, Die Mutter tödtend sind sie ihrem Leib entsprungen. Man sagt, sie thuen dies auf ein Naturgebot, An ihrer Mutter so rächend des Vaters Tod. Denn wenn der Schlangenmann sein Weib will züngelnd küssen, Nimmt in den Mund sie ihn und schwelgt in den Genüssen. Und, obs die Sättigung, obs ihr die Lust eingab, Wie sie empfangen hat, beißt sie das Haupt ihm ab. Die Kinder fühlen wol aus welcherlei Verderben Sie stammen, und gehn hin den gleichen Tod zu sterben. Die Schlangenmännchen gehn sich mit den Weibchen gatten, Um für der Mutter Tod die Sühnung zu erstatten; Zu sättigen die Lust, die niemals kann ersatten; 44. Man ſagt, geboren hat die Viper nicht die Jungen, Die Mutter toͤdtend ſind ſie ihrem Leib entſprungen. Man ſagt, ſie thuen dies auf ein Naturgebot, An ihrer Mutter ſo raͤchend des Vaters Tod. Denn wenn der Schlangenmann ſein Weib will zuͤngelnd kuͤſſen, Nimmt in den Mund ſie ihn und ſchwelgt in den Genuͤſſen. Und, obs die Saͤttigung, obs ihr die Luſt eingab, Wie ſie empfangen hat, beißt ſie das Haupt ihm ab. Die Kinder fuͤhlen wol aus welcherlei Verderben Sie ſtammen, und gehn hin den gleichen Tod zu ſterben. Die Schlangenmaͤnnchen gehn ſich mit den Weibchen gatten, Um fuͤr der Mutter Tod die Suͤhnung zu erſtatten; Zu ſaͤttigen die Luſt, die niemals kann erſatten; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0053" n="43"/> <div n="2"> <head>44.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Man ſagt, geboren hat die Viper nicht die Jungen,</l><lb/> <l>Die Mutter toͤdtend ſind ſie ihrem Leib entſprungen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Man ſagt, ſie thuen dies auf ein Naturgebot,</l><lb/> <l>An ihrer Mutter ſo raͤchend des Vaters Tod.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Denn wenn der Schlangenmann ſein Weib will zuͤngelnd kuͤſſen,</l><lb/> <l>Nimmt in den Mund ſie ihn und ſchwelgt in den Genuͤſſen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Und, obs die Saͤttigung, obs ihr die Luſt eingab,</l><lb/> <l>Wie ſie empfangen hat, beißt ſie das Haupt ihm ab.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Die Kinder fuͤhlen wol aus welcherlei Verderben</l><lb/> <l>Sie ſtammen, und gehn hin den gleichen Tod zu ſterben.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Die Schlangenmaͤnnchen gehn ſich mit den Weibchen gatten,</l><lb/> <l>Um fuͤr der Mutter Tod die Suͤhnung zu erſtatten;</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Zu ſaͤttigen die Luſt, die niemals kann erſatten;</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [43/0053]
44.
Man ſagt, geboren hat die Viper nicht die Jungen,
Die Mutter toͤdtend ſind ſie ihrem Leib entſprungen.
Man ſagt, ſie thuen dies auf ein Naturgebot,
An ihrer Mutter ſo raͤchend des Vaters Tod.
Denn wenn der Schlangenmann ſein Weib will zuͤngelnd kuͤſſen,
Nimmt in den Mund ſie ihn und ſchwelgt in den Genuͤſſen.
Und, obs die Saͤttigung, obs ihr die Luſt eingab,
Wie ſie empfangen hat, beißt ſie das Haupt ihm ab.
Die Kinder fuͤhlen wol aus welcherlei Verderben
Sie ſtammen, und gehn hin den gleichen Tod zu ſterben.
Die Schlangenmaͤnnchen gehn ſich mit den Weibchen gatten,
Um fuͤr der Mutter Tod die Suͤhnung zu erſtatten;
Zu ſaͤttigen die Luſt, die niemals kann erſatten;
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