Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.53. Von menschlichem Geschlecht verlassen stand ein Haus, Vertrieben waren sie daraus von Ratt' und Maus. Da richteten sich ein die Mäuse und die Ratten, Und machten Alles fein, wie sie's am liebsten hatten. Sie saßen lange Zeit und fühlten stark ihr Recht, Da drängte sich herein ein anderes Geschlecht. Im Sparrwerk nistete sich ein Volk von Eulen; Mit Pfeifen klagts die Maus dem Schicksal, wie sie heulen. Das Heulen war ein Vorspiel nur zum Trauerspiel, Bald fraß der Eulenchor die Maus mit Stumpf und Stiel. Behaglich hausten nun im alten Schloß die Eulen, Da kamen Menschen her und setzten neu die Säulen. Die Eulen sahen sich aus dem Besitz gesetzt, Und klagen jämmerlich, es sei ihr Recht verletzt. Der Mensch macht sich nichts draus, und wohnt in seinem Haus, Bis wieder ihn daraus wird treiben Ratt' und Maus. 53. Von menſchlichem Geſchlecht verlaſſen ſtand ein Haus, Vertrieben waren ſie daraus von Ratt' und Maus. Da richteten ſich ein die Maͤuſe und die Ratten, Und machten Alles fein, wie ſie's am liebſten hatten. Sie ſaßen lange Zeit und fuͤhlten ſtark ihr Recht, Da draͤngte ſich herein ein anderes Geſchlecht. Im Sparrwerk niſtete ſich ein Volk von Eulen; Mit Pfeifen klagts die Maus dem Schickſal, wie ſie heulen. Das Heulen war ein Vorſpiel nur zum Trauerſpiel, Bald fraß der Eulenchor die Maus mit Stumpf und Stiel. Behaglich hauſten nun im alten Schloß die Eulen, Da kamen Menſchen her und ſetzten neu die Saͤulen. Die Eulen ſahen ſich aus dem Beſitz geſetzt, Und klagen jaͤmmerlich, es ſei ihr Recht verletzt. Der Menſch macht ſich nichts draus, und wohnt in ſeinem Haus, Bis wieder ihn daraus wird treiben Ratt' und Maus. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0064" n="54"/> <div n="2"> <head>53.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Von menſchlichem Geſchlecht verlaſſen ſtand ein Haus,</l><lb/> <l>Vertrieben waren ſie daraus von Ratt' und Maus.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Da richteten ſich ein die Maͤuſe und die Ratten,</l><lb/> <l>Und machten Alles fein, wie ſie's am liebſten hatten.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Sie ſaßen lange Zeit und fuͤhlten ſtark ihr Recht,</l><lb/> <l>Da draͤngte ſich herein ein anderes Geſchlecht.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Im Sparrwerk niſtete ſich ein Volk von Eulen;</l><lb/> <l>Mit Pfeifen klagts die Maus dem Schickſal, wie ſie heulen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Das Heulen war ein Vorſpiel nur zum Trauerſpiel,</l><lb/> <l>Bald fraß der Eulenchor die Maus mit Stumpf und Stiel.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Behaglich hauſten nun im alten Schloß die Eulen,</l><lb/> <l>Da kamen Menſchen her und ſetzten neu die Saͤulen.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Die Eulen ſahen ſich aus dem Beſitz geſetzt,</l><lb/> <l>Und klagen jaͤmmerlich, es ſei ihr Recht verletzt.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Der Menſch macht ſich nichts draus, und wohnt in ſeinem Haus,</l><lb/> <l>Bis wieder ihn daraus wird treiben Ratt' und Maus.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [54/0064]
53.
Von menſchlichem Geſchlecht verlaſſen ſtand ein Haus,
Vertrieben waren ſie daraus von Ratt' und Maus.
Da richteten ſich ein die Maͤuſe und die Ratten,
Und machten Alles fein, wie ſie's am liebſten hatten.
Sie ſaßen lange Zeit und fuͤhlten ſtark ihr Recht,
Da draͤngte ſich herein ein anderes Geſchlecht.
Im Sparrwerk niſtete ſich ein Volk von Eulen;
Mit Pfeifen klagts die Maus dem Schickſal, wie ſie heulen.
Das Heulen war ein Vorſpiel nur zum Trauerſpiel,
Bald fraß der Eulenchor die Maus mit Stumpf und Stiel.
Behaglich hauſten nun im alten Schloß die Eulen,
Da kamen Menſchen her und ſetzten neu die Saͤulen.
Die Eulen ſahen ſich aus dem Beſitz geſetzt,
Und klagen jaͤmmerlich, es ſei ihr Recht verletzt.
Der Menſch macht ſich nichts draus, und wohnt in ſeinem Haus,
Bis wieder ihn daraus wird treiben Ratt' und Maus.
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